Gründonnerstag und die Sehnsucht nach einer versöhnten Welt
17.04.2025
B.Z. Kolumne von Bischof Christian Stäblein vom 17. April 2025

Der Gründonnerstag, den wir heute begehen, ist ein sehr besonderer Tag in den Erzählungen der Bibel. Wir erinnern an diesem Tag an das letzte gemeinsame Mahl, das Jesus mit seinen Freunden zusammen hatte. Ziemlich sofort danach wird er verhaftet und dann von Pilatus verurteilt und hingerichtet. Das gemeinsame Essen zwischen Jesus und seinen Anhängern hat eine große Bedeutung.
Das kann man sich ja sofort vorstellen, wenn man einen Moment überlegt, welche Bedeutung überhaupt gemeinsames Essen – unter uns und bis heute – hat. Es hat wohl stets etwas von „so soll die Welt sein, so ist es gut“. Auch deshalb geben wir uns etwa zu Weihnachten oder Ostern so viel Mühe damit und planen lange, wie es werden könnte.
Es hat etwas von diesem Urtümlichen im Zusammenkommen, Essen und Trinken erfüllt sich eine friedvolle Welt. Nach der wir uns so sehnen. – Allerdings: Wir wissen, dass es sich manchmal ganz schön reiben kann beim miteinander Essen. Alte Konflikte brechen auf, ein Wort gibt das andere, Streit kocht hoch, eskaliert. Alle an einem Tisch, das ist selten einfach. Und deshalb umso wichtiger. Was auszutragen ist miteinander, soll am besten hier gesagt werden. So wird möglich, was wir uns oft am meisten wünschen: dass Menschen einander vergeben, ich dir, du mir.
Von all dem hat auch Jesu Essen etwas: vom Anklang an die Schöpfung – so im Miteinander war die Welt von Gott gemeint. Und vom Vergeben hat das Essen Jesu mit seinen Freunden erst recht etwas.
Beim letzten gemeinsamen Mahl sagt er: Ich gebe mein Leben für dich. Dir ist vergeben. Vor ein paar Jahren gab es eine gesellschaftliche Initiative, die dazu ermutigen wollte, dass wir alle einen Tisch vor die Tür stellen, um dort mit Menschen zusammen zu kommen: Tag der offenen Gesellschaft hieß das. Ich fand das eine gute Idee. Aber praktisch nicht leicht natürlich.
Heute, Gründonnerstag, gibt es viele Tischabendmahle in den Kirchen. In Erinnerung an Jesu letztes Mahl. Leben wie es sein soll. Und wie es wieder werden soll. Menschen miteinander und füreinander.