Mit Pferdekraft für den Frieden

22.04.2025

Ein Interview mit Pfarrer Helmut Kautz

Am 8. Mai 2025 wird am Brandenburger Tor in Berlin der Friedensglocken-Pferdetreck feierlich nach Jerusalem gesendet – ein 4800 Kilometer langer Weg durch elf Länder. Zuvor übergibt die Stadt Brück eine Spende über 10.000 Euro. Am 7. Mai 2025 empfängt Ministerpräsident Dietmar Woidke den Treck in Potsdam. Im Interview spricht Pfarrer Kautz über seine Beweggründe, die Reaktionen entlang der Route – und was ihm trotz der Risiken Kraft gibt.

Was hat Sie persönlich dazu bewegt, diesen außergewöhnlichen Friedenstreck mit Pferdespannen von Berlin nach Jerusalem ins Leben zu rufen?
Pfarrer Helmut Kautz:
Die Idee zu diesem Friedenstreck ist aus einer tiefen Sehnsucht nach Versöhnung und echtem Frieden entstanden. Die Friedensglocke, gegossen aus altem Kriegsmetall, trägt den biblischen Vers „Jaget dem Frieden nach mit jedermann“. Diese Botschaft ist für mich keine bloße Inschrift, sondern ein Lebensauftrag. Nach den dunklen Kapiteln unserer Geschichte, gerade auch mit Blick auf den Zweiten Weltkrieg und die Shoah, empfinde ich es als notwendig, ein sichtbares Zeichen der Hoffnung, des Dialogs und der Verständigung zu setzen. Dass wir dabei Pferde und Kutschen wählen, ist bewusst — es entschleunigt, öffnet Herzen und schafft Raum für Begegnung auf Augenhöhe, quer durch Europa bis nach Jerusalem.

Wie erleben Sie die Reaktionen der Menschen entlang der geplanten Route und wie hoffen Sie, dass sich diese symbolische Friedensbotschaft auf die Öffentlichkeit auswirkt?
Pfarrer Helmut Kautz:
Schon in der Vorbereitung erleben wir unglaublich viel Zuspruch, Interesse und auch Rührung bei den Menschen. Viele empfinden diesen Treck als ermutigendes Signal, gerade in einer Zeit, in der Nachrichten von Kriegen und Konflikten unseren Alltag prägen. Die Friedensglocke wird nicht nur auf ihrer Reise erklingen, sondern in den Herzen derer, die wir unterwegs treffen, nachhallen. Mein Wunsch ist, dass die Botschaft ansteckend wirkt: dass Menschen erkennen, dass Frieden bei uns selbst beginnt, in unseren Nachbarschaften, unseren Gemeinden — und dass jeder Schritt, jedes offene Gespräch ein Beitrag zu einer friedlicheren Welt sein kann.

Die Route führt auch durch politisch sensible Regionen. Was gibt Ihnen die Kraft und das Vertrauen, trotz möglicher Risiken an diesem Plan festzuhalten?
Pfarrer Helmut Kautz:
Natürlich bin ich mir der Herausforderungen bewusst, die eine solche Reise mit sich bringt. Aber meine Erfahrung als Pfarrer, mein Vertrauen auf Gott und der tiefe Glaube an die Kraft der Begegnung geben mir Zuversicht. Frieden wächst nicht aus Bequemlichkeit, sondern aus der Bereitschaft, sich auf andere einzulassen — auch und gerade dort, wo es schwierig ist. Die Glocke erinnert uns: Frieden ist ein Weg, der gegangen werden muss, nicht nur ein Zustand. Das gibt mir die Kraft, diesen Weg zu gehen — und zu hoffen, dass viele uns auf diesem Weg begleiten, sei es im Gebet, durch Begegnungen oder durch konkrete Unterstützung.

Informationen zum Friedenstreck „Jerusalem 2025“

Das ist die Route

Zeitplan

(Das Interview führte Bianca Krüger.)