Ostern der Nächstenliebe
20.04.2025
Interview mit dem Armutsbeauftragten Thomas de Vachroi zum Neuköllner Osterbrunch für Bedürftige

Am Ostermontag, dem 21. April 2025, laden der Evangelische Kirchenkreis Neukölln und das Diakoniewerk Simeon zum 11. Neuköllner Osterbrunch für Menschen in schwierigen Lebenssituationen ein. Rund 100 Gäste werden in der Genezarethkirche erwartet. Unterstützt wird die Aktion von Ehrenamtlichen, der Berliner Politikerin Franziska Giffey, Bezirksbürgermeister Martin Hikel und Bischof Christian Stäblein. Organisiert wird der Brunch von dem Armutsbeauftragten Thomas de Vachroi unter dem Motto „Armut eine Stimme geben“. Neben einem Festessen und Musik erhalten die Gäste auch Geschenktaschen mit Ostersüßigkeiten.
Bianca Krüger hat mit Thomas de Vachroi, der sich seit Jahren mit großem Engagement für die Belange von armuts- und obdachlosigkeitsbetroffenen Menschen einsetzt gesprochen. Sein Leitsatz lautet: „Armut eine Stimme geben.“ Im Interview spricht er über die Bedeutung dieses Tages, die Kraft der Gemeinschaft – und warum Würde und Teilhabe keine Frage der Lebensumstände sein dürfen.
Bianca Krüger: Was bedeutet dieser Osterbrunch für Sie persönlich? Und was glauben Sie, bedeutet er für die Menschen, die daran teilnehmen?
Thomas de Vachroi: Für mich bedeutet der Osterbrunch das Teilen der Freude am Osterfest mit den Menschen, die all zu oft in unserem gesellschaftlichen Leben vergessen werden. Ostern ist immer auch ein Fest der „Familie“ und der Freunde. Diese Freude und Zugewandtheit lässt sich am besten mit einem schönen, gemeinschaftlichen Essen, Musik und Kaffee und Kuchen feiern. Ich möchte, dass die Menschen in Not für einen kurzen Augenblick ihre Sorgen und Ängste und vor allem ihre Armut vergessen können. Aus langjähriger Erfahrung kann ich sagen, dass die Gäste des Osterbrunchs sehr gerne teilnehmen. Zu erkennen ist dies an den vielen glücklichen Gesichtern, an der fröhlichen Stimmung und den vielen Danksagungen.
Bianca Krüger: Inwiefern trägt eine Veranstaltung wie diese dazu bei, Armut sichtbar zu machen und ihr eine Stimme zu geben, wie es Ihr Leitsatz formuliert?
Thomas de Vachroi: Armut ist ein drängendes gesellschaftliches Problem, das oft ignoriert oder bagatellisiert wird. Menschen, die in Armut leben, haben häufig keine Möglichkeit, ihre Situation zu ändern oder ihre Bedürfnisse angemessen zu äußern. Unsere Feiern zu hohen kirchlichen Feiertagen wie z.B. der Osterbrunch, das Weihnachtsfest, Pfingsten und Erntedankfest tragen dazu bei, Gemeinschaft trotz aller Not und Sorgen zu leben und ihnen die Würde zu geben, dazuzugehören. Diese Menschen brauchen eine, unsere Stimme.
Die Kampagne „Armut eine Stimme geben“ setzt sich dafür ein, die Probleme und Bedürfnisse von Menschen in Armut weit in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Die Kampagne „Armut eine Stimme geben“ tritt also nicht nur dafür ein, die Stimmen der von Armut betroffenen Menschen hörbar zu machen, sondern auch für soziale Gerechtigkeit und politische Veränderungen einzustehen. Wir alle haben viel zu gewinnen, wenn es uns gelingt, Ungleichheit in unserer Gesellschaft zu überwinden – wieder mehr Zusammenhalt, mehr Solidarität und vor allem mehr Gottvertrauen. Die Not der Menschen ist nicht gottgegeben und sie fußt auch nicht im Versagen der leidenden Menschen, das Leben zu meistern.
Bianca Krüger: Welche Herausforderungen begegnen Ihnen in Ihrer täglichen Arbeit als Armutsbeauftragter?
Thomas de Vachroi: In meinem Alltag erlebe ich täglich das Leid der Menschen, die Verzweiflung und Not. Aber es gibt auch Hoffnung. Vielen Menschen kann ich helfend zur Seite stehen, sei es bei behördlichen Anhörungen, sei es bei den Gesprächen mit politisch Verantwortlichen oder durch verschieden Aufrufe und Spendenaktionen, indem man das Thema Armut sichtbar macht und dadurch die Unsichtbarkeit überwindet.
Weitere Informationen zur Veranstaltung auf neukölln-evangelisch.de