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B.Z. Kolumne von Bischof Christian Stäblein vom 13. Juni 2024

Wir müssen reden.

Wir müssen reden. Es gibt dieses Sendungsformat beim rbb, abends im Fernsehen. Menschen mit sehr unterschiedlichen Positionen stehen zu einem Thema in der Runde, manchmal auf einem Marktplatz, manchmal in einer Fußgängerzone. Drum herum stehen Passanten, Interessierte, die extra gekommen sind oder zufällig auf dem Weg waren.

Sie reden mit, werden gefragt, machen Zustimmung oder Unmut laut. Es wird geredet, gestritten, gefragt, nachgehakt. Ich finde dieses Format total überzeugend, weil es ernst macht mit dem, was dran ist: Reden. Nicht nur behauptet auf Augenhöhe, sondern tatsächlich auf Augenhöhe. Was ja am besten dadurch gelingt, dass man es macht und nicht ständig über Augenhöhe redet.

Und vor allem: redet. Wenn mich jemand fragt, was nun folgen muss aus diesen Wahlergebnissen vom Wochenende, dann ist das meine erste Antwort: Wir müssen reden. Wir sollten reden. Und wir haben das Glück: Wir können reden.

Es ist das Wesen einer demokratischen, freien, offenen Gesellschaft, dass sie sich miteinander austauscht. Dass alle daran beteiligt sein können. Dass man sich die Meinung „geigt“ – zu Klimaschutz, zu Fragen der Migration, zu fragen, was zum Frieden führt.

Eine Gesellschaft, die sich nicht mehr austauscht, die in Gruppen und Meinungsblasen verharrt, fällt immer weiter auseinander. Das macht mir große Sorge: Dass alles immer weiter auseinander fallen könnte.

Wir sollten reden. Nicht nur im Fernsehen. Zu Hause. In der Kirche. Öffnen wir die Räume dafür.

Zum Reden gehört natürlich auch Handeln. Probleme müssen gelöst werden, Menschen müssen wirklich gehört werden. Ihre Ängste. Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, sind riesig.

Das wissen wir. Aber wir haben auch einen Reichtum an Möglichkeiten, damit umzugehen. Wir haben den Reichtum der Vielfalt. Der Erfahrung. Der Kreativität. Und der Solidarität. Das alles sind gute Hilfen sich zu orientieren.

Und natürlich, auch das ist klar: Es braucht eine Haltung. Eine, die den anderen anerkennt. Jeden anerkennt.

Eine Haltung, die nicht populistisch andere zu Schuldigen erklärt oder ausgrenzt. Jesus hat diese Haltung vorgelebt. Zuhören. Reden. Handeln. Füreinander. Gerade jetzt.