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Eröffnungsrede von Präses Harald Geywitz auf der 6. Tagung der V. Landessynode der EKBO

Vom 21. bis 22. April 2023

Hohe Synode, liebe Gemeinde in St. Marien, die uns so herzlich empfangen und Gottesdienst mit uns gefeiert hat, liebe Schwestern und Brüder!

Was soll, nachdem wir gemeinsam gebetet und gefeiert und auf Gottes Wort gehört haben, noch kommen? lch darf die 6. Tagung der V. Landessynode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz eröffnen. Das möchte ich mit wenigen Worten verbinden. Zunächst einmal sage ich Dank: an Prof. Conrad, Superintendent Nottmeier, an die Kirchengemeinde für ihre Gastfreundschaft, Herrn Schult und Frau Ewald und allen Sängerinnen und Sängern für wunderbare Musik und den Studierenden für ihre Mitwirkung im Gottesdienst.

Mir ist die gegenseitige Wahrnehmung von universitärer Theologie und unserer Landeskirche wichtig, auch und ganz besonders über den Kreis der studierten Theologinnen und Theologen hinaus. Deshalb freue ich mich über diese gemeinsame Zeit heute und hoffe, es wird noch mehr Begegnungen und mehr Austausch zwischen der Landessynode und den Hochschulen geben. [Kurzvortrag Frau Prof. Conrad Neuigkeiten aus der Theologischen Fakultät]

Die Feier des Gottesdienstes mit den Studierenden erinnert mich an das Erschrecken vor ein paar Wochen über den signifikanten Sprung bei den Kirchenaustritten, von 190.000 im Jahr 2021 auf 280.000 im Jahr 2022. Viel Bedauern war da zu hören, wie schmerzlich jeder einzelne Austritt sei. Es gibt fast schon eine Routine in der kirchlichen Kommentierung. lch mag da nicht einstimmen. Wir wissen eigentlich längst, was zu tun ist. Natürlich können wir nicht allein gesamtgesellschaftliche Trends umdrehen. Aber wir wissen, wie wichtig beispielsweise guter Religionsunterricht ist und auch die Angebote für und mit Familien. Dass wir junge Erwachsene ansprechen müssen, die kühl den Nutzen abwägen und Antworten suchen. Dabei geht es nicht um „one-size-fits-all"-Lösungen, sondern um Angebote, die den unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht werden und Kommunikation auf Augenhöhe, die auf dem Stand der digitalen Zeit ist. Manchmal hilft es sogar, ganz einfach zu fragen, was die Menschen sich wünschen.

Doch noch viel größer ist das anhaltende Erschrecken über den Krieg in der Ukraine. Wir schauen auf den Krieg in unserer Nachbarschatt, der nun seit mehr als einem Jahr und eigentlich schon viel länger andauert. Wir schauen auf die Leiden der Menschen in der Ukraine unter dem Angriffskrieg Russlands, unter den russischen Bombardierungen und schauen auf die Menschen, die geflüchtet sind, Schlimmes erlebt haben und um ihre Liebsten und um ihre Heimat bangen.

In der Potsdamer Nikolaikirche hängen gehäkelte Engel, die Zeugnis ablegen von der Trauer der Menschen und besonders der Mütter um ihre Kinder. Sie haben diese blau-gelben Engel zur Erinnerung an sie gehäkelt. Die Opfer schreien zum Himmel.

Natürlich liegt angesichts dieses Krieges in unserer Nachbarschaft die Frage auf der Hand: wozu sind wir Christinnen und Christen in diesen Kriegszeiten berufen? Gewiss sollen wir dem, der unter die Räuber gefallen ist, helfen. Wir sollten ihn nicht nur pflegen, sondern auch schützen, auch dann, wenn die Räuber wieder kommen oder nicht von ihm ablassen. Doch wie weit wir mit der Hilfe gehen sollen, was nach menschlichem Ermessen angemessen, klug und hilfreich ist, das müssen wir frei und mit all unseren Gaben selbst entscheiden. Auf welche Art und Weise wir um den richtigen Weg ringen, dafür liegt die Richtschnur ziemlich deutlich vor uns: Gottes Liebe wird uns jeden Tag neu geschenkt und sie soll in uns wachsen und weitergegeben werden. Und wer um den Weg zum Frieden in unserer europäischen Nachbarschaft ringt, wer mit gutem Grund die Möglichkeiten und Gefahren abwägt, muss doch um Himmels willen dafür einen friedlichen Weg des miteinander Ringens finden.

Bei einem Gespräch nach einem Gottesdienst in Wittenberge Ende März haben wir um Antworten gerungen. Und es tauchte mehrfach die Frage auf, ob man mit „seiner Meinung" hier noch richtig sei, hier noch hergehöre. lch sagte und sage: selbstverständlich sind Sie richtig. Wer, wenn nicht wir Christenmenschen, müssen es schaffen bei allen Differenzen an einem Tisch zu bleiben und friedlich miteinander zu ringen. Außerdem wurde ich in Wittenberge auch daran erinnert, was manchmal noch besser ist, als eine noch so gut formulierte Resolution: internationale Verantwortung lebendig zu leben und Menschen zusammenbringen, so wie Pfarrerehepaar i. R. Annette und Stephan Flade mit ihrem neuen Eine-Welt-Laden in Wittenberge, der vierte in ihrem bewegten Leben.

Wie kann Frieden werden — das bleibt eine schwierige Frage und es hilft nichts, wir müssen die Augen öffnen für die Situation in der Welt und in unsere Nachbarschaft und dabei den friedensethischen Kompass im Blick behalten. lch gestatte mir den Hinweis auf die Publikation „Maß des Möglichen — Perspektiven evangelischer Friedensethik angesichts des Krieges in der Ukraine", herausgegeben von der Ev. Militärseelsorge. Jüngst in Berlin vorgestellt und u. a. von unser Pröpstin Christina-Maria Bammel kommentiert und diskutiert. Die Beschäftigung damit lohnt sich.

lch freue mich darauf, heute das Wort des Bischofs zu hören und zu diskutieren. Und ich freue mich darauf, eine Präsidentin oder einen Präsidenten zu wählen. Wir haben in der Findungskommission ein breites Bewerbungsfeld erlebt und als Kirchenleitung nun drei Menschen vorgeschlagen. lch bin sehr dankbar, diesen drei, aber auch allen anderen, die mit

uns im Kontakt waren, dass sie bereit sind, sich mit unserer Landeskirche auf den Weg zu machen. Unsere Verantwortung ist es, eine gute Wahl zu treffen. Eine Wahl, die begonnene Wege weitergeht, und mit uns gemeinsam neue Wege des Aufbruchs zu gehen. Oder, um ein in der Kirchenzeitung sorgsam ausgewebtes Bild aufzugreifen: gemeinsam mit uns allen einen festen und strapazierfähigen schönen Teppich zu knüpfen.

Machen wir uns also ans Werk. Das heißt erst einmal: als wandelndes Gottesvolk auf den Weg zum Tagungsort in die Bartholomäuskirche. In der Kantine des Ev. Zentrums können Sie von 12 bis 13 Uhr zu Mittag essen. Um 12.30 Uhr findet die Eröffnung der Kabinettsausstellung in der 4. Etage im Altbau statt, Werke des Berliner Künstlers Carsten Schneider, Begrüßung durch Bruder Stäblein, Einführung durch den Künstler selbst. Tag für Tag seziert der Berliner Künstler Carsten Schneider die Tagespresse und arrangiert sie zu schwindelerregenden Wort- und Bildcollagen.

Eine Liebeserklärung an unsere Sprache. Was könnte für eine Landessynode besser passen. Natürlich können Sie auch zu einem anderen Zeitpunkt dort vorbeischauen. lch eröffne hiermit die sechste Tagung der V. Landessynode und möge Gottes Geist uns in allen Beratungen und Entscheidungen begleiten.