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Rede von Altpräses Sigrun Neuwerth

Auf der 7. Tagung der V. Landessynode vom 23. November 2023

Liebe Schwestern und Brüder,

danke, dass ich nochmal hier vorne stehen und Sie alle ansehen darf. Das ist das Schöne an diesem Ort, das habe ich als Präses so besonders gefunden, zuzusehen, wie sich in dem bisweilen durchaus amorphen Gebilde Synode Meinung formt, wie Entscheidungen entstehen. Das kann man sehen in den Gesichtern.

Wenn ich zurückschaue, dann sind die 24 Jahre EKiBB bzw. EKBO wie eine Zeitreise – von der Lektorenausbildung im AKD über die Aufstellung des zweitgrößten Kirchenkreises aus den drei kleinsten im Sprengel Berlin hin zu den drei Tagungen der Landessynode zum Thema Frieden in seinen verschiedenen Facetten und dann zu der Haltung unserer Landeskirche in sehr diverser politischer Landschaft.

Es ist wie eine Zeitreise – in meiner Anfangszeit umfasste die Statistik der EKD zehn klein bedruckte schmucklose Blätter, damals waren wir noch fast 26 Millionen Mitglieder, davon Berlin-Brandenburg 1,22 Millionen und die Schlesische Oberlausitz gut 60.000. Kirchenaustritte aus der EKiBB über 11.000, das waren damals 0,9 Prozent. Wir waren besorgt.

Dann kamen die Prozesse „Kirche der Freiheit“, „Salz der Erde“, Kongress in Wittenberg, sehr schöne Papiere haben wir geschrieben, ich gerne zum Ehrenamt – vielleicht sogar ein bisschen hilfreich. Derweil wurden die Statistikberichte, je weniger Kirchenglieder sie lesen, desto bunter, dicker und schicker – das fand ich ein bisschen wie laut pfeifen im dunklen Wald, um sich selbst zu beschwören, dass man doch groß und stark ist.

Was also bleibt? Für mich zuallererst die Entdeckung meiner Vorliebe für die Theologie, das macht mir große Freude. Dann die Erkenntnis, dass die Kirche Christi ein beständiges Werden ist und nichts abgeschlossen und besessen werden kann, auch wenn man noch so gerungen hat. Wir können sie nicht machen. Es bleiben auch Blüten der Hoffnung, weil Menschen etwas von uns erwarten. Ich bin im Kuratorium eines Vereins, der ursprünglich mittels des Netzwerks der evangelischen Kirchen in den östlichen Ländern Europas kleine und mittlere Unternehmen (KMU ist ja die gängige Abkürzung dafür)[1] unterstützt hat, was jetzt nicht mehr so gefragt ist. Jetzt sagen die hiesigen Mitgliedsunternehmerinnen und -Unternehmer, der Verein solle unbedingt weiter bestehen und nun dazu beitragen, dass Kirche und Wirtschaft sich austauschen über die Deutung der Welt und Einordnung des Geschehens. Über geistliche Fragen.

Wir haben etwas zu sagen. Wir müssen nicht Wettbewerbsspiele bestehen und uns zum Verein machen, wir müssen uns nicht künstlich groß reden, denn Relevanz entsteht ja nicht, indem man über sie spricht, sondern nur im Tun. Wir müssen nur tun, was uns aufgetragen ist: Worte der Hoffnung zu sagen in verständlicher Sprache, denn das gesprochene Wort führt zum Werden seit Anbeginn (Joh 1,1) und immer noch. Worte der Hoffnung, auch und gerade, wenn die Welt sie nicht bestellt hat.

Bis wir uns wiedersehen: Bleiben Sie behütet.

 

 

 

 

 

 

 


[1]Auch wenn sie hier gerade für Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung gebraucht wird