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Synode befasst sich mit Antisemitismus und Rassismus

Die Synode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz hat sich zum Auftakt ihrer Herbsttagung vor allem mit Antisemitismus und Rassismus befasst. Bischof Stäblein forderte klare Bekenntnisse und deutliches Engagement.

Der Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus muss nach Einschätzungen aus der Kirche deutlich verstärkt werden. Entscheidend sei, gegen Antisemitismus nicht nur mit Worten und Gesten einzutreten, „wenn sie nichts kosten und das Wetter gut ist“, sagte Bischof Christian Stäblein am Donnerstag in Berlin in seinem Bischofswort zur Herbsttagung der Synode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Jüdisches Leben müsse geschützt werden. Dies gelte „ohne Wenn und Aber“. Auch Rassismus dürfe nicht akzeptiert werden, betonte Stäblein: „Rassismus ist Menschenfeindlichkeit pur.“

Stäblein betonte, Antisemitismus sei „die elendste Konstante der Weltgeschichte“. Dies zeige sich nach dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel erneut auf unterschiedliche und „völlig abstoßende Weise, wenn sich rechts und links, religiös und nicht religiös unter diesem Grauen zusammenfinden“. Der Bischof rief zugleich dazu auf, angesichts von Antisemitismus und Terror nicht in „antimuslimische Reflexe“ zu verfallen. Es gelte, zu differenzieren „zwischen den muslimischen Geschwistern und jenen, die den islamistischen Terror gutheißen oder gar bejubeln“, sagte er. Ebenso müsse differenziert werden „zwischen denen, die Frieden suchen, und jenen, die kein Wort gegen Antisemitismus über die Lippen bringen“.

Die Rassismusforscherin Nathalie Eleyth von der Ruhr-Universität Bochum sagte, die Kirche sei bislang nicht bekannt dafür, die lauteste Stimme im Kampf gegen Rassismus zu sein. Dies müsse sich ändern. Die Kirche müsse sich dafür einsetzen, „dem Rad des Rassismus in die Speichen zu fallen“, betonte sie mit einem abgewandelten Zitat des von den Nazis ermordeten Theologen Dietrich Bonhoeffer (1906-1945). Das Thema Rassismus ist Schwerpunkt der noch bis Samstag laufenden Tagung des Kirchenparlaments.

Eleyth sagte, Rassismus sei „ein globales Gruppenprivileg“, in sämtlichen Milieus vorhanden und in allen gesellschaftlichen Strukturen verankert. Eine „Kirche ohne Rassismus“ gebe es nicht. „Sie steht in den rassistischen Machtverhältnissen dieser Welt“, sagte sie: „Es gibt kein Außerhalb des Rassismus.“ Aufgabe sei vor diesem Hintergrund, eine rassismuskritische und rassismussensible Kirche zu werden. Es gehe dabei auch um die Auseinandersetzung mit weißen Privilegien. Rassismuskritik müsse zudem integraler Bestandteil der Theologieausbildung werden. Die Sozialwissenschaftlerin arbeitet im Bereich christliche Gesellschaftslehre an der evangelischen theologischen Fakultät der Ruhr-Universität.

Stäblein betonte in seinem Bischofswort auch die Bedeutung des kirchlichen Engagements für Flüchtlinge. Selbst Konfessionslose seien einer Umfrage zufolge weit überwiegend der Auffassung, dass sich die Kirchen für Flüchtlinge und deren Aufnahme einsetzen sollen, sagte er. Zu sexuellen Missbrauchsfällen in evangelischen Landeskirchen kündigte Stäblein an, die Synode werde sich voraussichtlich im April damit befassen. „Jeder Fall ist zu viel, ist unerträglich, jeder einzelne“, sagte der Bischof. Die 108 Synodalen vertreten 834.000 Protestanten in Berlin, Brandenburg und Ostsachsen.

(epd)