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„Der Einzelhandel ist für den Menschen da und nicht umgekehrt“

Bischof Christian Stäblein äußert sich gegen mehr verkaufsoffene Sonntage

Foto: pixabay
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Berlin, 24. August 2020 – In Berlin verschärft sich der Druck auf die Politik, mehr verkaufsoffene Sonntage zuzulassen. Viele Vertreter für den Einzelhandel fordern ganz aktuell, dass Berliner Geschäfte mindestens zwei Jahre lang an allen Sonntagen öffnen dürfen. Christian Stäblein, Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz lehnt diese Forderungen erneut vehement ab: „Der Einzelhandel ist für den Menschen da und nicht umgekehrt.“

„Das Grundgesetz schützt den Sonntag als Tag der „Ruhe und der seelischen Erhebung““, so Bischof Stäblein. “Dieses Recht sollten wir Menschen nicht für kurzfristige Wirtschaftsinteressen preisgeben“. Im Gegenteil. Der Schutz des Sonntages ist gerade in Corona-Zeiten dringender nötig denn je. Studien belegen, dass vor allem Frauen in den letzten Monaten massiv zusätzlich belastet wurden. Auch verkaufsoffene Sonntage würden vor allem sie und ihre Familien treffen. Zwei Drittel der Erwerbstätigten im Einzelhandel sind Frauen.

Unbestritten ist, dass in manchen Branchen Sonntagsarbeit unerlässlich ist. Polizei, Feuerwehr, Pflegeberufe, um nur einige zu nennen, können auf Sonntagsarbeit nicht verzichten. „Jenseits dieser notwendigen Dienste setzen wir uns aber nachdrücklich dafür ein, dass der Sonntag für möglichst viele Menschen ein arbeitsfreier Tag bleibt. Der freie Sonntag ist ein wichtiges Kulturgut und stellt eine unbezahlbare kollektive Burn-out-Prophylaxe dar“, so Bischof Christian Stäblein.

Immer wieder wird Kirchenvertretern, die sich für Sonntagsschließzeiten stark machen, vorgeworfen, ihnen gehe es nur um die Besucher*innen der Gottesdienste. Dem widerspricht Bischof Stäblein deutlich: „Ich habe mit meiner Forderung nach einer Sonntagsruhe alle Berlinerinnen und Berliner im Blick. Alle brauchen einen freien Tag in der Woche zur Erholung, für ihre Familien und für gesellschaftliches und ehrenamtliches Engagement. Meine ganz besondere Empathie gilt den vielen Menschen in dieser Stadt, die wenig oder kaum Geld zur Verfügung haben“. Deren Problem sei es bestimmt nicht, dass sie zu wenig Zeit zum Einkaufen hätten, so der Bischof. Der im Grundgesetz festgeschriebene Sonntagsschutz erscheint aus sozialen, familiären, gesundheitlichen und religiösen Gründen als absolut unverzichtbar.