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Von der besorgten zur sorgenden Gemeinde

Von der Projektförderung zur Prozessförderung? Fachtag "Sorgende Gemeinde" von Kirche und Diakonie tagt im Landtag Brandenburg

Fachtag Sorgende Gemeinde, 28.10.19, v. l. n. r.: Dr. Maren Heincke, Zentrum für Gesellschaftliche Verantwortung der Ev. Kirche in Hessen und Nassau, Moderation: Volker Amrhein, Diakonie Deutschland, Prof. Dr. Alfred Seiferlein, Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Prof. Dr. Claudia Neu, Lehrstuhl für Soziologie Ländlicher Räume an den Universitäten Göttingen und Kassel, Susanne Dähner, Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung, Foto: EKBO
Fachtag Sorgende Gemeinde, 28.10.19, v. l. n. r.: Dr. Maren Heincke, Zentrum für Gesellschaftliche Verantwortung der Ev. Kirche in Hessen und Nassau, Moderation: Volker Amrhein, Diakonie Deutschland, Prof. Dr. Alfred Seiferlein, Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Prof. Dr. Claudia Neu, Lehrstuhl für Soziologie Ländlicher Räume an den Universitäten Göttingen und Kassel, Susanne Dähner, Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung, Foto: EKBO
Gut besuchtes Plenum, Foto: EKBO
Gut besuchtes Plenum, Foto: EKBO
Fördermittel-Referent Johan Wagner (rechts) im Gespräch am Stand, Foto: EKBO
Fördermittel-Referent Johan Wagner (rechts) im Gespräch am Stand, Foto: EKBO
Ulrike Liedtke, Präsidentin des Landtags Brandenburg
Ulrike Liedtke, Präsidentin des Landtags Brandenburg

Beim Fachtag „Sorgende Gemeinde“ am 28. Oktober im Landtag Brandenburg (Potsdam) war Gelegenheit, Netzwerke zu knüpfen und darüber nachzudenken, wie eine gute Nachbarschaft gestaltbar ist. Die Potsdamer Superintendentin Heilgard Asmus eröffnete die Tagung: „Gemeinde wollen wir verstehen als offenen Lebensraum, wo sich viele einbringen, in den viele kommen können, wenn ihnen danach ist“, sagte Asmus. Nicht nur angesichts der Heterogenität der EKBO-Gemeinden mit 11 bis 40 Prozent Kirchenmitgliedern müssten Christ*innen sich als Bürger*innen in dieser Welt verstehen – und Gotteshäuser als Willkommensgebäude für alle Menschen öffnen. Gemeinde habe da zu sein für die, die da sind. Damit nahm sie Bezug auf die Vorstellungsrede der neugewählten Pröpstin Christina-Maria Bammel, die sie auch zitiert: „Wir haben den Auftrag, uns nicht um uns selbst zu sorgen, sondern sorgende Gemeinde zu werden“, hatte Bammel auf der Landessynode betont.

In einem Grußwort verdeutlichte die neue Präsidentin des Brandenburger Landtags, Ulrike Liedtke (SPD), den hohen Wert des Engagements von haupt- und ehrenamtlich Engagierten in Kirche und Diakonie für das Mit- und Füreinander. Dies verdiene "viel mehr öffentliche Anerkennung". 

Susanne Dähner vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung referierte über „Potenziale von Nachbarschaften und Netzwerken im Blick auf den demografischen Wandel“. Beim Nachdenken darüber, was Ehrenamt in welcher Weise leisten kann, sei es am wichtigsten, „die demografischen Realitäten anzuerkennen“. Dem widersprach beim Podiumsgespräch „Von der besorgten zur sorgenden Gemeinde“ Claudia Neu, Professorin für Soziologie Ländlicher Räume an den Universitäten Göttingen und Kassel: Es komme weniger auf die demografische Größe an als auf die Bedingungen, unter denen Gemeinde sich gestalte. Menschen müssten Zugang haben zu öffentlichen Institutionen und Räumen. Nicht zuletzt davon hänge die Resilienz bzw. Robustheit einer Gemeinde bzw. Gemeinschaft ab. „Wenn ich den Leuten diese Anker wegnehme, fallen die Wahlen so aus, wie sie ausfallen“, betonte Neu mit Bezug auf die besorgniserregenden Wahlerfolge der AfD in den ostdeutschen Bundesländern, zuletzt in Thüringen.

Dähner kritisierte, dass Projektförderung nicht ausreiche. Es gelte, Prozesse zu fördern. Solange nicht wahrhaft gleichwertige Lebensverhältnisse geschaffen sind, seien auch Millionenbeträge über Änderungen im Direktzahlungsverfahren in der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) oder in der Gemeinschaftsaufgabe für Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK), nicht viel mehr als „heiße Luft“. Den Bericht der Bundes-Kommission für gleichwertige Lebensverhältnisse bezeichnete sie als „Bankrotterklärung“ und „Windowdressing“. Der indirekt angesprochene Alfred Seiferlein vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft saß ebenfalls auf dem Podium. Man sei dabei, sagte Seiferlein, Programme für die Entwicklung des ländlichen Raumes zu entwickeln. Kirche und Diakonie würden sich noch viel zu wenig um LEADER-Förderungen bemühen – „sie haben riesige Chancen!“

Maren Heincke (Zentrum für Gesellschaftliche Verantwortung der Ev. Kirche in Hessen und Nassau) nannte die „Verankerung in den LEADER-Gruppen entscheidend“. Projektförderung allein wecke Aktivität, die schnell wieder wegbrechen könne. Kirche solle in ländlichen Räumen noch mehr in die Kooperation mit nichtkirchlichen Akteur*innen gehen, um praktisch und konstruktiv zu netzwerken. Auch hier steht im Subtext die Forderung nach – nachhaltigerer –  Prozessförderung.

Im März 2019 gab es eine erste bundesweite Veranstaltung zu Kirche, kirchlichen Wohlfahrtsverbänden und LEADER, weitere Informationen finden Sie hier.

Über die Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz sollen in Brandenburg auch lokale Aktionsgruppen im LEADER-Prinzip Projekte auswählen, weitere Informationen finden Sie hier.

Wenn Sie weitere Informationen zu diesem Thema wünschen, kontaktieren Sie uns:

www.foerdermittel-ekbo.de/willkommen/ihr-kontakt-zu-uns