22.01.2015
Die 58-jährige Referatsleiterin im Bundeslandwirtschaftsministerium übernimmt das Amt von Andreas Böer.
22. Januar 2015. Berlin (epd). Landwirtschaft, Journalismus, Bundesministerium, Kirchenamt: Sigrun Neuwerth bringt viele Erfahrungen für ihr neues Amt mit. Die 58-jährige Agrarwissenschaftlerin und Referatsleiterin im Bundeslandwirtschaftsministerium wird in den kommenden sechs Jahren als Präses die Synode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz leiten. Das neue Kirchenparlament wählte die gebürtige Westfälin am Donnerstag in Berlin bei seiner konstituierenden Tagung zur Nachfolgerin von Andreas Böer, der seit 2006 im Amt war.
Das Wahlergebnis war denkbar knapp: Neuwerth bekam 55, Böer, der für eine weitere Amtszeit kandidierte, bekam 53 Stimmen der 114 Synodalen. Als Vorsitzende des Kirchenparlaments gehört die Agrarwissenschaftlerin nun zu den höchsten Repräsentanten der rund eine Million Protestanten in Berlin, Brandenburg und Ostsachsen.
Sigrun Neuwerth wurde am 31. Mai 1956 in Unna in Westfalen geboren, hat in München Agrarwissenschaften studiert und ist dann in den Journalismus eingestiegen: "Aus Liebe zur Sprache", so begründet sie die Entscheidung. Nach einem Volontariat bei der Wirtschaftsnachrichtenagentur VWD in Eschborn bei Frankfurt am Main war sie als Wirtschaftsjournalistin unter anderem in Brüssel und Hamburg im Einsatz.
Nach der Bundestagswahl und dem Regierungswechsel 1998 ging sie als Pressesprecherin ins Landwirtschaftsministerium der rot-grünen Bundesregierung. Die Rinderseuche BSE war dort eines ihrer großen Themen. "Seitdem weiß ich, was eine Krise ist", sagt sie. Die Hotline des Ministeriums sei damals zu einem regelrechten Seelsorge-Service geworden, bei dem die besorgten Anrufer Trost gesucht und auch gefunden hätten. Dem Landwirtschaftsministerium ist sie bis heute treu geblieben und dort inzwischen als Referatsleiterin tätig.
Fünf Landeskirchen habe sie im Lauf ihres Lebens bisher kennengelernt, sagt Sigrun Neuwerth: "Ich bin immer dem roten Faden der Kirche gefolgt." Gottesdienste hätten sie schon in ihrer frühen Kindheit fasziniert, in der Kirche aktiv geworden sei sie jedoch erst in Berlin, um bei der Arbeit im Ministerium auch "die Bodenhaftung zu behalten": im Kirchenchor, im Gemeindekirchenrat und als Lektorin.
2004 übernahm sie im Berliner Kirchenkreis Pankow und später im neuen, größeren Kirchenkreis Berlin Nord-Ost bis 2014 das Präsesamt. Am Reformprozess der Landeskirche beteilige sie sich schon lange, sagte sie. Nun wolle sie als Präses weiter zu einem fairen Miteinander beitragen. Auch einen kleinen Einblick in ihr Privatleben gibt Sigrun Neuwerth preis: "Ich bin seit 2012 verheiratet mit meiner Partnerin."