Spiritualität (von lat. spiritus = Geist, Geistkraft) meint die Weise, wie wir Menschen das uns von Gott geschenkte und durch seinen Heiligen Geist inspirierte Leben in Beziehung (zu Gott, den Mitmenschen, den Mitgeschöpfen) verantwortlich leben können.
Zu allererst schöpft christliche Spiritualität in dankbarer Abhängigkeit aus den geistlichen Quellen Israels: dem biblischen Psalter und den Schriften des Tanach. Hier wurzelt letztlich das für die evangelisch-reformatorische Spiritualität verbindliche Prinzip des sola scriptura!
In der Geschichte der christlichen Spiritualität haben sich im Laufe der Jahrhunderte unterschiedliche Traditionen und Formen entwickelt, die in all ihrer Vielfalt das eine Ziel haben: Raum zu schaffen für die Begegnung mit Gott.
Zu diesen geistlichen Beziehungs- und Begegnungsräumen gehören u.a. klassisch evangelische Formen, wie der Gottesdienst, die Feier des Abendmahls, die Gestaltung von Ritualen und das Feiern der Feste im Kirchenjahr, das tägliche Lesen der Losung ebenso wie das Bibellesen, der Evangelische Kirchentag und in ganz besonderer Weise die evangelische Kirchenmusik. Evangelische Weisen der Spiritualität haben einen klar erkennbaren Schwerpunkt im geistlichen Leben in Gemeinschaft.
Angesichts der Tatsache, dass wir mit unserer katholischen Schwesterkirche rund 1300 Jahre gemeinsame Kirchen- und Spiritualitätsgeschichte teilen, liegt es nahe, auch den großen spirituellen Schatz zu heben, der über die Jahrhunderte besonders im katholischen Kontext bewahrt wurde. Hierzu gehören insbesondere klösterliche Traditionen, die neben der Gemeinschaft auch den einzelnen Menschen auf seinem geistlichen Weg unterstützen.
Etliche dieser monastischen Frömmigkeitsweisen werden heute im evangelischen Kontext wieder entdeckt und lebendig gemacht: Exerzitien (geistliche Übungen) für Einzelne und Gruppen, Schweige- und Einkehrtage, Pilgern, Fastenzeiten, Evangelische Stundengebete, der Gregorianische Gesang u.a. Aus der Ostkirche hat die Tradition des Herzensgebetes Einzug in die evangelische Spiritualität gehalten und wird in unterschiedlichen Schulen der Kontemplation gepflegt (z. B. Via Cordis).
Ökologie und Spiritualität sind in der Tiefe miteinander verbunden. In unserer immer komplexer werdenden Zeit geht es darum, diese tiefe Verbindung sehr bewusst und intensiv zu empfinden, zu erfahren, achtsam wahrzunehmen.
Ein ökologisch-spiritueller Lebensstil hat mit geistlicher Praxis und mit einer ökologisch gegründeten Haltung gleichermaßen etwas zu tun. Kontemplation & Aktion sind Seiten ein und derselben Medaille, sie müssen aber auch genährt und eingeübt werden. Bewusstseinsbildung ist für die eine wie für die andere Seite erforderlich. Deshalb machen wir uns gemeinsam auf den Weg in die Einübung und Vertiefung einer ökologischen Spiritualität!
Amt für kirchliche Dienste
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