Anlaufstelle registriert 228 Fälle von antimuslimischem Rassismus

16.03.2021

Trotz eines Rückgangs der Fallzahlen antimuslimischer Diskriminierung 2020 sieht das Berliner Netzwerk gegen Islamfeindlichkeit keinen Grund zur Entwarnung. Von den erfassten Anfeindungen waren etwa zu zwei Dritteln muslimische Frauen betroffen.

Berlin (epd). Das Netzwerk gegen Diskriminierung und Islamfeindlichkeit (Inssan e.V.) hat im vergangenen Jahr 228 Fälle von antimuslimischem Rassismus in Berlin registriert. Das waren knapp 14 Prozent weniger als im Vorjahr, als 265 Fälle gezählt wurden, wie die Anlaufstelle am Dienstag in Berlin mitteilte. Zugleich bedeute die Fallzahl für 2020 eine Steigerung von mehr als 100 Prozent gegenüber 2017 mit damals 115 Meldungen. Als mögliche Ursache für den Rückgang gegenüber 2019 wird der Corona-Lockdown genannt.

Am häufigsten betroffen von antimuslimischem Rassismus waren demnach Frauen mit 63,5 Prozent der Meldungen. 13 Prozent der Beschwerden kamen von Männern, der Rest betraf geschlechtsgemischte Gruppen.

214 der meldenden Personen seien wegen ihrer tatsächlichen und zugeschriebenen islamischen Religionszugehörigkeit diskriminiert worden, hieß es. 147 Musliminnen und Muslime wurden zudem auch wegen ihrer zugeschriebenen ethnischen Herkunft angefeindet und 101 Personen auch wegen ihres Geschlechtes.

Knapp die Hälfte der Rassismus-Fälle (48,7 Prozent) spielte sich im sogenannten sozialen Nahraum ab, beispielsweise auf der Straße, in öffentlichen Verkehrsmitteln und der Nachbarschaft. Zwölf Prozent der Diskriminierungen fanden in Kitas, Hort, Schule oder Universität, 10,9 Prozent im Arbeitsumfeld statt. In 16 Prozent der Fälle ging es um Diskriminierungen unter anderem bei Mietverträgen oder im Gesundheitswesen. Rassismus im Internet und sozialen Medien betraf 11,4 Prozent der Fälle.

Trotz der Corona-Kontaktbeschränkungen habe es 2020 nur einen leichten Rückgang der Fallzahlen gegeben, sagte Projektleiterin Zeynep Cetin. Den kontinuierlichen Anstieg von antimuslimischem Rassismus in den vergangenen Jahren nannte sie "besorgniserregend".

Als zentrale Aufgabe des Netzwerkes sieht die Projektleiterin deshalb auch, Betroffene zu stärken. Sie sollen sich in "geschützten Räumen" mit Menschen mit ähnlichen Erfahrungen austauschen können und ihre Vorfälle bei der Anlaufstelle melden, sagte Cetin. So könne antimuslimischer Rassismus sichtbarer gemacht und geholfen werden, "das Dunkelfeld zu erhellen".

Von der Berliner Politik fordert sie dabei Unterstützung beim Aufbau einer spezifischen Beratungsstelle und beim Ausbau der Dokumentationsstelle um ein Monitoring. Derzeit arbeitet das 2016 gegründete Netzwerk nur mit den Fallzahlen von Menschen, die sich bei der Anlaufstelle melden. Erfasst werden Beleidigungen, Anfeindungen, Benachteiligungen und tätliche Angriffe. Eigene Recherchen sind nicht möglich.

Der Verein fordert zudem, öffentlich geführte antimuslimisch-rassistische Debatten in Politik, staatlichen Einrichtungen, der Justiz und den Bildungseinrichtungen als solche zu benennen und entschieden anzugehen. Denn struktureller und institutioneller Rassismus ziehe Anfeindungen gegenüber als muslimisch markierten Menschen mit sich, warnte Cetin. Begrüßt werde deshalb die vor wenigen Wochen in Berlin einberufene unabhängige Expertinnen- und Expertenkommission zu antimuslimischem Rassismus.

epd ost mg cxm
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Inssan e.V.: 030/20619639 (derzeit nur eingeschränkt erreichbar), antidiskriminierung@inssan.de

## Internet
www.netzwerkdiskriminierung.de
www.inssan.de
www.inssan.de/meldung

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