Bahnhofsmissionschef fordert mehr Respekt für Obdachlose

Berlin (epd). Der Chef der Berliner Bahnhofsmission Dieter Puhl hat zu mehr Engagement für Obdachlose aufgerufen. Vom Berliner Senat wünsche er sich einen "Quantensprung" bei der Zahl der Notunterkünfte, sagte Puhl am Donnerstag im RBB-Sender Radio Eins. Wünschenswert seien ganzjährig 2.000 Übernachtungsplätze für Obdachlose in Berlin. Zudem seien rund 25 Millionen Euro an Investitionen in diesen Bereich nötig, sagte Puhl.

Der Bahnhofsmissionsleiter und Berlins Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) bestätigten in dem Doppelinterview, dass Schätzungen zufolge in der Bundeshauptstadt derzeit rund 20.000 wohnungslose Menschen leben, wovon ein Teil regelmäßig auf der Straße übernachtet. Der Anstieg der Zahl von Wohnungslosen gehe "ungebremst weiter", sagte Puhl.

Der Chef der Bahnhofsmission forderte zudem von der Gesellschaft mehr Respekt für Obdachlose. Viele Menschen würden Obdachlose in ihrer Wahrnehmung einfach ausblenden. Stattdessen sollte man ihnen in die Augen schauen oder "Guten Morgen" sagen. "Das hat etwas mit Respekt zu tun", sagte Puhl.

Menschen ohne festen Wohnsitz würden sich lieber im Innenstadtbereich aufhalten, sagte Puhl weiter. Hier sei für sie das Betteln von Geld leichter, zudem würden sie nicht Gefahr laufen beim "Schwarzfahren" im öffentlichen Nahverkehr erwischt zu werden.

Breitenbach betonte, das Grundproblem in Berlin sei, dass es nicht ausreichend städtischen Wohnraum und Unterbringungsmöglichkeiten gebe. "Wir brauchen eine gesamtstädtische Steuerung", erklärte die Sozialsenatorin. Zudem kündigte die Linken-Politikerin an, dass der Senat bestrebt sei, in der kalten Jahreszeit im Berliner Innenstadtbereich rund 1.000 Notunterkünfte für Obdachlose zur Verfügung zu stellen. Unter anderem würden auch Kirchengemeinden helfen und etwa Nachtcafés anbieten, sagte Breitenbach.

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