24.06.2021
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat gefordert, dass sich Algorithmen am Maßstab der Menschenwürde orientieren müssen. Eine durch bestimmte Mechanismen in den sozialen Netzwerken verursachte Dynamik vergifte immer mehr die private und politische Kommunikation und sabotiere den demokratischen Diskurs, sagte er in einem Online-Vortrag beim jährlichen Sommerempfang der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Mittwochabend. Das liege an der kommerziellen Logik der Algorithmen, die das Ziel hätten, möglichst hohe Werbeeinnahmen zu generieren.
Studien hätten gezeigt, dass dieser Mechanismus extreme Inhalte, Hassbotschaften oder schlichten Unsinn in besonderem Maß berücksichtige. „Der digitale Tribalismus ist die direkte Konsequenz des Geschäftsmodells der Netz-Ökonomie“, sagte Bedford-Strohm laut Manuskript. Die Modellierung von Algorithmen müsse daher öffentlicher Verantwortung zugänglich gemacht werden, forderte der bayerische Landesbischof. Man müsse in einen Zustand kommen, in dem die Algorithmen der großen Plattformen wie Facebook qualitativ hochwertigen und journalistisch sauber recherchierten Inhalt höher priorisierten.
Bedford-Strohm forderte von allen in der Öffentlichkeit agierenden demokratischen Organisationen, Institutionen und Parteien vor dem beginnenden Bundestagswahlkampf eine Selbstverpflichtung zu Wahrhaftigkeit und Redlichkeit. Der traditionelle Johannisempfang der EKD findet normalerweise auf dem Berliner Gendarmenmarkt statt. In diesem Jahr gab es wegen der Corona-Pandemie eine digitale Variante.
(epd)