Berlin eröffnet Clearingstelle für Menschen ohne Krankenversicherung

Berlin (epd). Berlin will mit einer neuen Beratungsstelle Menschen ohne Krankenversicherung den Zugang ins Gesundheitssystem ermöglichen. Gesundheitssenatorin Dilek Kolat (SPD) eröffnete am Montag in Berlin dazu eine Clearingstelle für Menschen mit ungeklärtem Krankenversicherungsschutz. Die von der Berliner Stadtmission im "Zentrum am Hauptbahnhof" betriebene und vom Senat finanzierte Einrichtung stehe allen Bedürftigen ohne geklärten Versicherungsschutz zur Verfügung - deutschen Staatsbürgern ebenso wie nichtversicherten EU-Ausländern oder Migranten aus Drittstaaten, sagte die Senatorin.

Zunächst drei Sozialarbeiterinnen beraten die Menschen ohne Krankenversicherung und prüften alle Möglichkeiten eines Leistungsanspruches, hieß es. Sie sollen die Betroffenen auch bei weiteren Schritten unterstützen. Zudem würden sie eng mit der Beratungsstelle für Migranten beim Berliner Integrationsbeauftragten und dem Willkommenszentrum Berlin zusammenarbeiten.

Für das bereits im September gestartete Projekt stellt die Senatsgesundheitsverwaltung jährlich insgesamt 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. Ab kommenden Jahr soll die Zahl der Mitarbeiter weiter erhöht werden, unter anderem um eine medizinische und eine juristische Kraft. Zudem soll aus den Geldern ein Notfallfonds geschaffen werden, um Menschen ohne Chance auf einen Versicherungsschutz eine medizinische Behandlung zu ermöglichen.   

In Berlin leben nach Schätzungen nichtstaatlicher Organisationen rund 60.000 Menschen ohne einen Krankenversicherungsschutz. Dazu zählen Menschen ohne rechtlichen Aufenthaltsstaus, EU-Bürger sowie Menschen aus Drittstaaten, Selbstständige ohne Krankenversicherung und Studierende mit privater, sehr eingeschränkter Krankenversicherung.

Die Clearingstelle habe als Anlaufstelle die Aufgabe, jenen Menschen, die durch das Raster unseres Gesundheitssystems gerutscht sind, zu ihrem Recht zu verhelfen, sagte Gesundheitssenatorin Kolat. "Wir lassen Berlinerinnen und Berliner ohne oder mit ungeklärtem Krankenversicherungsschutz nicht alleine." Jeder habe ein Recht auf eine Krankenversicherung.

Stadtmissions-Vorstand Martin Zwick betonte, die Arbeit der Clearingstelle könne für betroffene Menschen sogar lebensverlängernd wirken. "Wir sind dankbar, dass wir damit eine weitere qualifizierte Hilfe in dem Netz von Unterstützungen für arme Menschen in dieser Stadt anbieten können."

Nach Angaben der Mitarbeiterinnen wurde die Beratungsstelle in den ersten Wochen besonders häufig von ehemals Selbstständigen in Rente oder noch aktiven Selbstständigen ohne Krankenversicherung aufgesucht. Berlin sei die Hauptstadt der "Soloselbständigen", sagte Kolat. Deren monatliche Einkünfte lägen durchschnittlich bei knapp 800 Euro und seien damit zu gering, um davon fast die Hälfte in die private Krankenversicherung abzuführen.

Info
Clearingstelle für nicht Krankenversicherte, Berliner Stadtmission, Lehrter Str. 68, 10557 Berlin: 030/690335972
Öffnungszeiten: Montag, Dienstag, Freitag von 10 bis 13 Uhr
Mittwoch: 13 bis 17 Uhr
Donnerstag: 17 bis 20 Uhr

Internet
www.berliner-stadtmission.de