Berlin: Streit wegen Umbenennung einer Schule

10. Oktober 2014. Berlin (epd). In Berlin gibt es Streit um die Umbenennung einer Schule. Bislang ist die Eliteschule des Sports in Charlottenburg-Nord nach dem NS-Widerstandskämpfer und Pfarrer Harald Poelchau (1903-1972) benannt. Im Rahmen eines für 2015 geplanten Umzugs will die Schule den Namen ablegen, berichtet die "Berliner Zeitung" (Freitagsausgabe).  Schulleiter Matthias Rösner verweist dem Bericht zufolge darauf, dass der Name nicht zum Schulprofil passe. Es wäre der erste Fall einer öffentlichen Einrichtung, die den Namen eines NS-Widerstandskämpfers ablegen will, hieß es. Die Nachfahren Poelchaus hätten der Umbenennung bereits zugestimmt.

Poelchau war während der NS-Zeit Gefängnispfarrer in Tegel und Mitglied der Bekennenden Kirche und damit ein Gegner der Nationalsozialisten. Er half unter anderem, verfolgte Juden zu verstecken, schmuggelte Nachrichten von Häftlingen aus dem Gefängnis und hielt Kontakt zu Widerstandskreisen. Ein Jahr nach Poelchaus Tod war die damals neu errichtete Gesamtschule nach dem Widerstandskämpfer benannt worden.

Bis zum Jahresende will die Schule dem Zeitungsbericht zufolge nach einer internen Abstimmung der Senatsbildungsverwaltung einen Namensvorschlag unterbreiten. Drei Vorschläge gebe es bereits. So könnte die Schule künftig nach Jesse Owens, dem afroamerikanischen Sprinter und mehrfachen Goldmedaillengewinner der Olympischen Spiele 1936 in Berlin benannt werden, oder nach der Berliner Leichtathletin und Turnlehrerin Lilli Henoch, die als Jüdin 1942 von den Nazis ermordet wurde, wie die Zeitung weiter schreibt. Eine dritte Option wäre der Name "Schule im Olympiapark", nach dem neuen Standort der Einrichtung. Außerdem habe die Schulleitung angeboten, die repräsentative Eingangshalle des Olympiapark-Baus nach Poelchau zu benennen.

Die geplante Schulumbenennung soll jetzt auch im Berliner Abgeordnetenhaus thematisiert werden. So soll es im Bildungsausschuss auf Antrag der Linken-Fraktion eine Anhörung geben. Allerdings stehen SPD, CDU und Grüne unter Verweis auf die Eigenverantwortlichkeit der Schulen der Umbenennung offenbar wohlwollend gegenüber, wie es im Bericht weiter heißt. Die evangelische Kirche verwies der Zeitung zufolge darauf, dass Poelchau als Widerstandskämpfer wie als Begründer der evangelischen Berufsschularbeit an der Schule immer wieder Thema gewesen sei.