Berliner Gedenkstele erinnert an Ehepaar Poelchau

18.09.2017

Propst Christian Stäblein, erinnerte in einer Rede daran, dass das Streben nach Freiheit eines der Handlungsmotive der beiden NS-Widerständler war.

Berlin (epd). Mit einer Gedenkstele wird in Berlin an die NS-Widerstandskämpfer Dorothee Poelchau (1902-1977) und Harald Poelchau (1903-1972) erinnert. Das Ehepaar hatte zwischen 1933 und 1945 unter anderem geholfen, verfolgte Juden im Untergrund zu verstecken, Nachrichten von Häftlingen aus Gefängnissen zu schmuggeln und Kontakt zu Widerstandskreisen zu halten, wie die Initiatoren am Montag bei der festlichen Einweihung des Gedenkorts im Berlin-Marzahn betonten. Mit der Stele soll über das Wirken der beiden informiert und "an ihre gelebte Menschlichkeit und Zivilcourage" erinnert werden.

Trotz ihres vielfältigen Widerstands gegen das NS-Regime zählen Pfarrer Poelchau und seine Frau bis heute zu den eher unbekannten Widerstandskämpfern. Der Propst der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Christian Stäblein, erinnerte in einer Rede daran, dass das Streben nach Freiheit eines der Handlungsmotive der beiden NS-Widerständler war. "Möge die Gesellschaft und möge die Kirche davon bleibend getragen werden", sagte Stäblein.

Der evangelische Theologe Harald Poelchau war während der NS-Zeit Gefängnispfarrer in Tegel, Plötzensee und Moabit sowie Mitglied der Bekennenden Kirche und damit ein Gegner der Nationalsozialisten. Er begleitete unter anderem Inhaftierte des deutschen und ausländischen Widerstands, zum Beispiel der Roten Kapelle, des Kreisauer Kreises und des 20. Juli 1944. Vielen stand er bis in ihre letzten Stunden zur Seite und wurde Zeuge von etwa tausend Hinrichtungen. Ab 1951 war Poelchau der erste Sozialpfarrer der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg.

Genauso wie ihr Mann war Dorothee Poelchau von Beginn an gegen das NS-Regime eingestellt. Sie war in den Widerstandskampf aktiv eingebunden und galt als heimliche Gehilfin ihres Ehemannes. Unter anderem besorgte sie Lebensmittel und betreute die Verfolgten, die in der eigenen Wohnung aufgenommen wurden. Zudem stellte sie Kontakte für die Unterzubringenden her. Dorothee Poelchau bereitete auch die Speisen zu, die ihr Mann den Häftlingen in den verschiedenen Gefängnissen zukommen ließ. In den letzten Kriegswochen verließ sie mit ihrem Sohn Harald Berlin, kehrte aber im Sommer 1945 wieder nach Berlin zurück. 1972 wurden Harald und Dorothee Poelchau von der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem als Gerechte unter den Völkern geehrt.

Zu der Festveranstaltung in Berlin anlässlich der Enthüllung der Gedenkstele waren der Sohn des Ehepaars, Harald S. Poelchau, sowie Nachfahren von Angehörigen mehrerer Widerstandsgruppen, Vertreter von Einrichtungen der Gedenk- und Erinnerungsarbeit sowie Personen, die den Poelchaus beruflich und privat verbunden waren, erwartet worden.

Orte
Poelchaustraße, Ecke Märkische Allee, 12681 Berlin

www.ekbo.de

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