Beschwerde gegen Denkmalschutz für Potsdamer Glockenspiel

Potsdam (epd). Gegen den Denkmalschutz für das umstrittene Potsdamer Glockenspiel, einen Nachbau des historischen Glockenspiels der Garnisonkirche, haben Kritiker eine Beschwerde im brandenburgischen Kulturministerium eingereicht. Das als Objekt der Neuen Rechten in den 80er Jahren in Westdeutschland angefertigte Glockenspiel sollte zwar nicht spurlos verschwinden, sagte der Architekturexperte Philipp Oswalt von der Initiative „Lernort Garnisonkirche“ am Donnerstag in Potsdam bei der Vorstellung eines neuen Gutachtens über das Glockenspiel. Es dürfe jedoch nicht einfach so stehenbleiben wie in den vergangenen 30 Jahren.

Am Glockenspiel müsse ein Bruch mit der Geschichte markiert werden, gegebenenfalls auch durch eine Überformung, sagte Oswalt. Dazu sei auch ein Künstlerwettbewerb denkbar. Nur eine Erläuterungstafel aufzustellen, reiche nicht aus. In der Öffentlichkeit müsse ein Bewusstsein dafür entstehen, dass das Glockenspiel kein „harmloses Musikinstrument“ sei, sondern mit seinen die NS-Wehrmacht verharmlosenden und beschönigenden Inschriften für Nähe zum Rechtsextremismus stehe.

In dem Gutachten heißt es, für seine Initiatoren und Unterstützer verkörpere das Iserlohner Glockenspiel ein Bekenntnis zur Wehrmacht und die Formulierung einer ununterbrochenen und positiven Traditionslinie von der preußischen Armee über die Reichswehr und Wehrmacht bis zur heutigen Bundeswehr. Dies sei vom Landesdenkmalamt nicht ausreichend thematisiert worden, sagte Oswalt. Das Glockenspiel steht seit 1991 in Potsdam. Zuvor stand es in einer Bundeswehrkaserne in Iserlohn (Nordrhein-Westfalen)