14.12.2017
Sächsischer Regierungschef soll Risse in der Gesellschaft überwinden
Sachsen hat einen neuen Ministerpräsidenten: Mit dem 42-jährigen Michael Kretschmer steht die Wahl des CDU-Politikers auch für einen Generationswechsel. Entsprechend groß sind die Erwartungen.
Dresden (epd). Vertreter der beiden großen Kirchen haben dem neuen sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) zu seiner Wahl gratuliert. Zugleich stellten sie das Amt des Regierungschefs als große Herausforderung "in politisch unruhigen Zeiten" heraus. "Vor Ihnen steht die herausfordernde Aufgabe, das Vertrauen der Bevölkerung in die Politik wieder aufzubauen und zwischen sehr unterschiedlichen politischen Positionen im Land zu vermitteln", heißt es in einem am Mittwoch in Berlin verbreiteten Gratulationsschreiben des Bischofs der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge.
Kretschmer hatte am Mittwochmorgen im sächsischen Landtag im ersten Wahlgang 69 von insgesamt 122 Stimmen erhalten. Er folgt auf den langjährigen Regierungschef Stanislaw Tillich (CDU), der als Konsequenz nach dem schlechten Wahlergebnis seiner Partei zurückgetreten war. Bei der Bundestagswahl im September 2017 war die CDU in Sachsen nur zweitstärkste Kraft knapp hinter der AfD geworden.
Auch Sachsens evangelischer Landesbischof, Carsten Rentzing, und Heinrich Timmerevers, Bischof des Bistums Dresden-Meißen, betonten, dass der neue Ministerpräsident den gesellschaftlichen Zusammenhalt wieder stärken müsse. Er wünsche Kretschmer, dass er "Vermittler sein kann zwischen Positionen und Menschen in unserem Land", erklärte Rentzing, und dass er sein neues Amt "mit dem Vertrauen in die Menschen hier in Sachsen und einem offenen Ohr für ihre Sorgen und Nöte führen möge, dass er persönlich Vertrauen geschenkt bekommt und Rückhalt in der sächsischen Politik und Gesellschaft erfährt".
Der katholische Bischof Timmerevers betonte: "Es warten große Aufgaben auf ihn, den Freistaat in eine gute Zukunft zu führen und die Risse in unserer Gesellschaft zu überwinden und zu versöhnen". Die drei Bischöfe sagten Kretschmer ihre Unterstützung zu und gaben ihrer Hoffnung auf eine "gute Zusammenarbeit" Ausdruck.
Dröge ist auch Bischof von fast 40.000 evangelischen Christen in Sachsen. "Sie sollen wissen, dass viele der fast 40.000 evangelischen Bürgerinnen und Bürger in der schlesischen Oberlausitz Ihren Dienst mit guten Wünschen und ihrer Fürbitte begleiten", schrieb er an Kretschmer. Gerade die schlesische Oberlausitz brauche wirtschaftlich neue Perspektiven. "Für dieses große Aufgabenspektrum wünsche ich Ihnen Kraft, Mut und ein gutes Gespür für die Sorgen und Nöte der Bevölkerung", erklärte Dröge.
Nach seiner Wahl sagte Kretschmer, er wolle der Ministerpräsident für alle Menschen sein. Zugleich appellierte der 42-Jährige an eine lebendige Streitkultur, die "hart in der Sache" argumentiere, aber nicht verletze. Kretschmer hatte bei der Bundestagswahl seinen Wahlkreis Görlitz an den AfD-Politiker Tino Chrupalla verloren. Tillich hatte ihn nach seinem überraschenden Rücktritt im Oktober als Nachfolger vorgeschlagen.
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) betonte in seinem Gratulationsschreiben: "Lassen Sie uns jenseits der politischen Farbenlehre zum Wohle unserer Länder weiterhin für ostdeutsche Interessen streiten". Er hoffe auf eine weitere "sehr gute nachbarliche Zusammenarbeit zwischen Brandenburg und Sachsen". Zugleich appellierte er an Kretschmer: "Insbesondere die Zukunft der Lausitz steht auf der Agenda vordringlicher Aufgaben, die gemeinsam mit dem Bund entschlossen angegangen werden müssen."
Internet
www.evlks.de
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