Bischof Dröge: Brauchen keine Alternative für unser Land - AfD boykottiert Parlamentarischen Abend

Potsdam (epd). Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, hat das deutsche Religionsverfassungsrecht als Erfolgsmodell auch für künftige gesellschaftliche Herausforderungen gewürdigt. Bei einem Parlamentarischen Abend auf Einladung der evangelischen und der katholischen Kirche sagte Dröge am Mittwochabend im Potsdamer Landtag, das Eintreten für Toleranz bleibe gerade auch vor dem Hintergrund mitunter problematischer Einstellungen von Zuwanderern eine ständige Aufgabe. Dazu brauche es aber keine neuen Regeln "und auch keine Alternativen für unser Land". Die vorhandenen Werte müssten von jedem Einzelnen beherzigt werden, vonseiten der Religionen vernünftig genutzt und vom Staat gerecht angewandt werden, sagte Dröge am Mittwochabend im Potsdamer Landtag.

Für Wirbel hatte im Vorfeld die Boykottankündigung der AfD gesorgt. AfD-Fraktionschef Alexander Gauland hatte dies damit begründet, dass Bischof Dröge in den vergangenen Wochen und Monaten sein Amt "mehrfach dafür missbraucht" habe, politisch gegen die AfD zu agitieren. Mit seiner wiederholt vorgetragenen Behauptung, das Engagement in der AfD sei für Christen nicht mit ihrem Glauben vereinbar, bewirke Dröge genau das, was er der AfD immer unterstelle - er spalte die Gesellschaft, sagte Gauland. Eine Sprecherin der Landeskirche erwiderte auf epd-Anfrage, es seien die brandenburgischen Landtagsabgeordneten aller Parteien eingeladen worden. "Es ist die Entscheidung der AfD-Fraktion, wenn sie nicht kommt", fügte sie hinzu.

Landtagspräsidentin Britta Stark (SPD) Stark würdigte bei dem Empfang die besondere Rolle der Kirchen in der modernen Gesellschaft. Glaubensüberzeugungen seien eine "wichtige Quelle von Wertvorstellungen". Die beiden großen Kirchen und die Politik in Brandenburg verbinde eine langjährige gute Zusammenarbeit. Die gesellschaftspolitische Bedeutung der Kirchen gerate in einer Zeit großer Herausforderungen noch stärker ins Bewusstsein als sonst, betonte die Landtagspräsidentin und fügte hinzu: "Kirche gibt Menschen Orientierung und zugleich ein starkes Motiv, sich für das Gemeinwohl und den Zusammenhalt zu engagieren."

Auch Bischof Dröge würdigte bei der Veranstaltung den seit 20 Jahren bestehenden Evangelischen Kirchenvertrag mit dem Land Brandenburg, der beiden Seiten Berechenbarkeit und Sicherheit biete. Geregelt sind darin etwa die Seelsorge in Gefängnissen und Krankenhäusern, das Seelsorge- und Beichtgeheimnis, die finanziellen Leistungen des Landes, das Kirchensteuerrecht, der Sonn- und Feiertagsschutz, Friedhöfe und der Grundsatz der Gleichbehandlung aller Religionsgemeinschaften. Der Vertrag habe sich als praxistauglich erwiesen.

Dröge betonte: "Wir stehen vor großen Herausforderungen. Mit unserem Religionsverfassungsrecht sind wir dafür bestens gerüstet." Dieses biete einen guten Rahmen für das gesellschaftliche Engagement von Religionsgesellschaften. Wenn diese öffentliche Aufgaben übernähmen, bräuchten sie ein klares Programm, verbindliche Regeln über Eintritt und Austritt sowie transparente Leitungsstrukturen. Islamische Organisationen würden sich bislang damit noch schwer tun. Eine Anerkennung als Religionsgemeinschaft ohne Klarheit darüber, wer für wen und für wie viele spricht, könne es in einer Demokratie aber nicht geben, unterstrich der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.