30.03.2015
Einer der"profiliertesten Vertreter des deutschen Protestantismus im 20. Jahrhundert"
28. März 2015. Berlin (epd). Der evangelische Landesbischof Markus Dröge hat den früheren Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche, Kurt Scharf (1902-1990), gewürdigt. Er sei einer der "profiliertesten Vertreter des deutschen Protestantismus im 20. Jahrhundert" gewesen, sagte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz am Samstag im Berliner Hörfunksender Radio 88,8. Dröge erinnerte damit zugleich an den 25. Todestag des früheren EKD-Ratsvorsitzenden.
Scharf wurde am 21. Oktober 1902 im polnischen Landberg geboren. Von 1961 bis 1967 war er Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Am 28. März 1990 starb er im Alter von 87 Jahren in Berlin.
"Kurt Scharf war ein mutiger Mensch - und ein demütiger zugleich", sagte Dröge. Während der NS-Zeit habe er zu denen gehört, "die dem Unrechtsregime widerstanden". Als Pfarrer in Sachsenhausen habe er sich gegen die Einführung des Arier-Paragraphen in seiner Kirche gewandt.
Nach 1945 habe er im geteilten Deutschland zudem alles für die Einheit der evangelischen Kirche getan. So habe die EKD 1965 unter seiner Verantwortung ihre "Ostdenkschrift" veröffentlicht. Die Denkschrift habe eine neue Ost- und Deutschlandpolitik vorbereitet, die 1970 zum Gewaltverzichtsabkommen zwischen Polen und der Bundesrepublik und zu einer ersten Annäherung der beiden Staaten führte.
Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Bischofsamt sei Scharf ein wichtiger Sprecher des Protestantismus geblieben, sagte Dröge weiter. So habe er als Vorsitzender der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste 1981 vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen einen bewegenden Appell für Frieden und Abrüstung vorgetragen.
Dennoch sei Scharf auch umstritten gewesen, betonte Dröge. Als hoher Kirchenrepräsentant und Seelsorger habe er die RAF-Terroristin Ulrike Meinhof im Gefängnis besucht. Das "haben ihn manche Deutsche nie verziehen", so Dröge. Während der Studentenrevolte habe Scharf ebenso zu vermitteln versucht wie in der Zeit der Hausbesetzer. Das habe auch in den eigenen Reihen Anstoß erregt. Dass er den späteren Präsidenten Südkoreas, Kim Dae Jong, im Gefängnis besuchte und dafür die Last einer weiten Reise auf sich nahm, sei dagegen vielen Koreanern in Erinnerung geblieben.