31.01.2015
Wohldurchdacht und lebensnah verband er die Bedeutung des christlichen Glaubens mit aktuellen gesellschaftlichen und politischen Fragen
31. Januar 2015. Berlin (epd). Der evangelische Berliner Bischof Markus Dröge hat den verstorbenen Altbundespräsidenten Richard von Weizsäcker als herausregende Persönlichkeit gewürdigt. "Mit seinen klaren Worten hat er den Mut gehabt auszusprechen, was viele Menschen in den Nachkriegsjahrzehnten empfunden, aber sich nicht auszusprechen getraut haben", schrieb der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz am Samstag in einem Kondolenzschreiben an die Witwe Marianne von Weizsäcker: "Mit seiner Rede am 8. Mai 1985 hat er Millionen von Menschen zu einer neuen Identität verholfen." Weizsäcker starb am Samstag im Alter von 94 Jahren.
"Mit Respekt und Dankbarkeit schaue ich auf das politische Leben Ihres Mannes", betonte Dröge in seinem Kondolenzschreiben. Als Regierender Bürgermeister von Berlin habe er die Alternativen in Kreuzberg ebenso wie die Konservativen in Steglitz-Zehlendorf mit seiner Klarheit und Integrität beeindruckt. Als Bundespräsident sei er lange vor dem Fall der Mauer eine der Personen mit der größten Integrationskraft für viele Menschen aus Ost- und West gewesen.
"Sein Wort, dass die Kirchen nicht die Aufgabe haben, Politik zu machen, wohl aber in einem Klima des wechselseitigen Respekts Politik möglich zu machen, ist für uns als evangelische Kirche eine wertvolle und bleibende Bestärkung, uns auch in schwierigen politischen Fragen beständig einzubringen", betonte Dröge. Auf seine ebenso wohldurchdachte wie lebensnahe Weise habe es Weizsäcker vermocht, die Bedeutung des christlichen Glaubens mit aktuellen gesellschaftlichen und politischen Fragen zu verbinden.
Dröge würdigte in seinem Kondolenzschreiben auch die Verbundenheit Weizsäckers mit der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz sowie der Evangelischen Kirche in Deutschland. Als Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentages sei er vielen Christinnen und Christen in Erinnerung geblieben. In den vergangenen Jahren habe er den Brandenburgischen Dorfkirchensommer mit eigenen Lesungen geprägt und sich für den Wiederaufbau der Garnisonkirche Potsdam als Versöhnungszentrum eingesetzt.
"Dafür bin ich ihm auch im Namen unserer Kirchenleitung sehr dankbar", betonte Dröge: "Seiner Frau und seinen Kindern gehört meine tiefe Anteilnahme."