27.09.2021
Berlin (epd). Der Mitgründer des „Neuen Forums“ und frühere DDR-Bürgerrechtler Reinhard Schult ist im Alter von 70 Jahren gestorben. Schult starb zwei Tage nach seinem 70. Geburtstag am Samstag nach langer schwerer Krankheit, teilte einer seiner Freunde am Montag in Berlin mit. Auch die Robert-Havemann-Gesellschaft bestätigte den Tod des Bundesverdienstkreuzträgers. Zuletzt lebte der 1951 in Berlin geborene Schult in der Nähe von Bernau.
Der gelernte Baufacharbeiter mit Abitur hatte die klassische Dissidenten-Biografie. Nach einem abgebrochenen Theologiestudium am Berliner Sprachenkonvikt arbeitete er als Maurer und Heizer, war Bausoldat und in verschiedenen oppositionellen Gruppen aktiv, unter anderem im Friedenskreis Friedrichsfelde, in der Gruppe „Gegenstimmen“ und der „Kirche von Unten“.
1979 wurde er wegen „Beihilfe zur Republikflucht“ verhaftet und später wegen „Verbreitung illegaler Literatur“ zu einer neunmonatigen Freiheitsstrafe verurteilt. 1986 baute Schult von Ost-Berlin aus den illegalen Piratensender Schwarzer Kanal mit auf, der von einem grenznahen Haus in West-Berlin systemkritische Texte über die DDR sendete. 1987 organisierte er den „Kirchentag von Unten“ mit.
1989 war Schult Gründungsmitglied der Bürgerbewegung „Neues Forum“ und 1990 an der Auflösung der Stasi beteiligt.
Nach der Wiedervereinigung gehörte er von 1991 bis 1995 als Abgeordneter der Gruppe „Neues Forum/Bürgerbewegung“ dem Berliner Abgeordnetenhaus an. Zuletzt arbeitete Reinhard Schult bei der Brandenburger Diktaturbeauftragten. Für seine Verdienste bekam er 2014 das Bundesverdienstkreuz verliehen.