Der brutale Brandanschlag auf zwei Obdachlose entsetzt die Hauptstadt

24.07.2018

Am Montagabend versammelten sich mehr als 150 Menschen vor dem S-Bahnhof Berlin-Schöneweide zu einer Mahnwache.

Berlin (epd). Nach dem brutalen Brandanschlag auf zwei Obdachlose in Berlin geht es einem der Opfer offenbar besser. Der 62-Jährige sei von der Intensiv- auf eine normale Station verlegt worden und sei mittlerweile ansprechbar, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag in Berlin. Sein 47-jähriger Mitstreiter liege weiterhin mit lebensgefährlichen Verletzungen auf der Intensivstation. Der Hintergrund der Tat sei immer noch unklar. Die Ermittlungen dauerten an. Die Attacke am Sonntagabend in Berlin-Schöneweide hat in der Hauptstadt große Empörung ausgelöst.

Am Montagabend versammelten sich mehr als 150 Menschen vor dem S-Bahnhof Berlin-Schöneweide zu einer Mahnwache. Ein bislang Unbekannter hatte unweit des S-Bahnhofes die beiden überraschten Männer mit einer brennbaren Flüssigkeit übergossen und angezündet. Dabei wurden sie lebensgefährlich verletzt. Ein Mitarbeiter eines benachbarten Döner-Imbisses kam Medienberichten zufolge den Männern mit einem Feuerlöscher zu Hilfe und löschte die Flammen.

Berlins Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) warnte am Dienstag vor einer zunehmenden Verrohung der Gesellschaft. Das Problem sei größer als der aktuelle Fall, sagte Breitenbach im RBB-Inforadio: "Das war hier nicht das erste Mal, dass wohnungslose Menschen in unglaublich brutaler Art und Weise angegriffen werden." Deshalb müssten alle mehr Verantwortung für Obdachlose übernehmen, sagte Breitenbach weiter: "Wir brauchen eine Stadtgesellschaft mit einem menschlicheren Gesicht."

Propst Christian Stäblein von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz sprach von einer abscheulichen Tat. "Es ist schwer fassbar, was Menschen anderen Menschen antun", sagte Stäblein. Er hoffe, dass der Täter schnell ermittelt werden kann. "Meine Gedanken sind jetzt bei den zwei Männern, die im Krankenhaus liegen. Ich wünsche ihnen die beste Unterstützung beim heil werden - am Körper und an der Seele", so der evangelischen Theologe und Stellvertreter des Bischofs.

Der Leiter der evangelischen Bahnhofsmission am Zoo, Dieter Puhl, beklagte eine weitverbreitete Herzlosigkeit gegenüber bedürftigen Menschen. "Die deutliche Mehrheit der Bevölkerung ist doch gegen obdachlose Menschen, schaut euch die Leserbriefe zu den Berichterstattungen an", schrieb Puhl auf Facebook: "Einstehen für unseren Nächsten, auch wenn er aus Polen oder Rumänien kommt - da ist noch sehr viel Luft." Achtung, Respekt, Nächstenliebe und Wahrnehmung fehlten oft im Alltag. Er wünsche sich hier mehr Gegenwind, so Puhl.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG) forderte am Dienstag ein bundesweites Register für Übergriffe auf Obdachlose. Derzeit würden Attacken auf Wohnungslose nicht speziell registriert, sondern nur allgemein unter Hasskriminalität gespeichert, sagte BAG-Geschäftsführerin Werena Rosenke der Tageszeitung "Neues Deutschland" (Dienstag). Unter Hasskriminalität würden aber auch Angriffe auf Polizisten oder beispielsweise angezündete Porsche verzeichnet. "Die Gewalt gegen Obdachlose wird dadurch unsichtbar", sagte Rosenke.

Für Dienstagabend hatte die katholische Gemeinschaft Sant´Egidio zu einem gemeinsamen Gebet für die beiden Opfer in die Kirche Heilige in Berlin-Prenzlauer Berg eingeladen. Die Gemeinschaft sei über diese unmenschliche und grausame Tat entsetzt und wollte im Gebet an die beiden Männer denken und so ein Zeichen gegen die Gewalt setzen, hieß es.

Info
Das gemeinsame Gebet für die attackierten Obdachlosen beginnt am Dienstag, 24. Juli, um 19 Uhr, in der Kirche Heilige Familie, Wichertstr. 23, 10439 Berlin

Orte
Gemeinschaft Sant'Egidio, Kirche Heilige Familie, Wichertstr. 23, 10439 Berlin

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