Der Israelsonntag in der EKBO

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Andreas Goetze, Landeskirchlicher Pfarrer für den interreligiösen Dialog der EKBO, schreibt dazu Folgendes:

"Am 10. Sonntag nach Trinitatis, am 25. August, liegt der sogenannte Israel-Sonntag“. Diesmal – und auch im nächsten Jahr – nicht in den Sommerferien, wodurch es die Möglichkeit gibt, ihn bewusst zu feiern.

Oft wurde der ,Israel-Sonntag' als Tag der Überlegenheit des Christentums gegenüber dem Judentum begangen – mehr noch: die Zerstörung des jüdischen Tempels im 1. Jahrhundert n.Chr. wurde als Zeichen des Gerichts über die Juden interpretiert, die mehrheitlich Jesus nicht als ihren Messias anerkannten. So wurde über die ,Ablösung' des Judentums durch das Christentum gepredigt, verbunden mit der Abwertung, im Alten Testament finde sich das Gesetz, im Neuen aber die Gnade und Liebe.

Heute haben wir aufgrund der Forschung an den biblischen Texten sowie durch theologische wie geistliche Neubesinnung einen anderen Zugang: So ist das Erste/ ,Alte' Testament der Verstehensraum für das Zweite/ ,Neue' Testament. Vielfältig sind die Bezüge. Das verwundert auch nicht, hatten doch auch die ersten Christ*innen keine andere Heilige Schrift zur Verfügung als das Erste Testament. Ein neuer Blick auf das gemeinsame Erbe und die jüdischen Wurzeln des christlichen Glaubens sind gerade in der aktuellen gesellschaftspolitischen Situation eine wichtige Botschaft. Es geht darum , eine verbindende Haltung einzuüben – und das kann schon dadurch beginnen, dass – in Bezug auf den Predigttext vom 25.08.: Mk. 12,28-34 – wir erkennen, dass die Nächstenliebe sich nicht erst im Zweiten Testament findet, sondern bereits Grundlage und Grundhaltung der Tora ist (Lev. 19).

,War dieser 10. Sonntag nach Trinitatis früher ein Gedenktag der Verwüstung des Tempels in Jerusalem, so ist er heute – im Zeichen der Neubesinnung des Verhältnisses von Christen und Juden – ein Sonntag, an dem die unwandelbare Treue Gottes zu seinem Volk aufgerufen wird und die in Jesus Christus gegründete Verbundenheit der Kirche mit ihm. Unnötig zu betonen, dass jeder Sonntag diesen Namen tragen sollte! Es gibt ihn aber nur einmal im Kirchenjahr; so sollte ihm in Liturgie und Predigt explizit entsprochen werden', heißt es dazu auf der Homepage von Aktion Sühnezeichen/ Friedensdienste zum ,Israel-Sonntag'.

Dazu passt sehr gut die Broschüre die wir zuletzt als EKBO herausgegeben haben mit dem Titel „Amen? – Impulse aus dem jüdisch-christlichen Gespräch für evangelische Gottesdienste“ (hier geht's zum Download). Sie entstand in Kooperation mit dem Institut Kirche und Judentum und der Evangelischen Akademie zu Berlin. Im Vorwort der Broschüre betont Bischof Dr. Dröge: „Als Christinnen und Christen leben wir im lebendigen Gespräch mit dem Judentum, denn ohne das Judentum gäbe es kein Christentum. Dieser Zusammenhang wurde lange geleugnet. Die Broschüre will dieses Verwobensein, das vielfach nicht gewusst wird, bewusst machen.“ Die Broschüre soll Kirchengemeinden anregen, sich mit dem evangelischen Gottesdienst als einer Herzensangelegenheit gemeindlicher Arbeit zu beschäftigen. Denn im Gottesdienst begegnen Christinnen und Christen der lebendigen jüdischen Tradition ihres Glaubens und sind zugleich aufgefordert, sich mit seinen antijüdischen Elementen kritisch auseinanderzusetzen."

Für die Wochenzeitung "die kirche" hat Johanna Friese mit der verantwortlichen Redakteurin der Broschüre, Pfarrerin Aline Seel, gesprochen. Hier geht's zum Interview.

Der Leiter des Berliner Instituts Kirche und Judentum Christoph Markschies predigt am Israelsonntag um 10 Uhr in der Sophienkirche in Berlin-Mitte und um 18 Uhr in der St. Matthäuskirche in Berlin-Tiergarten. 

Eine umfangreiche Arbeitshilfe zum Israelsonntag 2019, herausgegeben von der Evangelischen Landeskirche Hannover, steht hier zum Download bereit.

Eine Predigthilfe mit Materialien für die Gemeinde zum Israelsonntag, herausgegeben von der Aktion Sühnezeichen, können Sie hier downloaden.