06.06.2021
Die scheidende Berliner Diakoniedirektorin Barbara Eschen sieht in der Berliner Verwaltung große Schwächen bei der Umsetzung politischer Vorgaben. Am politischen Willen mangele es in der Stadt in der Regel nicht, sagte die Theologin dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) widme sich dem Bereich Wohnungslosenpolitik mit breit angelegten Strategiekonferenzen. „Das ist auch richtig und gut so“, sagte Eschen. Die Frage sei jedoch oft, ob die Verwaltung in der Lage sei, diesen politischen Willen umzusetzen.
„Und da ist meine Enttäuschung“, sagte Eschen: „Da sind viele gute Absichten und Programmatik, aber die Umsetzung funktioniert nicht, weil man die Verwaltung nicht mitgenommen hat oder man hat es falsch angelegt.“ Dies sei ein großes Problem. Das sei bei der Wohnungslosenhilfe so, bei der Flüchtlingsunterbringung und beim Wohnungsbau.
So hätten 2015 viele diakonische Träger über Nacht Flüchtlingsunterkünfte errichtet und seien per Handschlag in Vorleistung gegangen. Häufig hätten sie dann auf die Erstattung der Auslagen monatelang warten müssen. Zudem hätten die Senatsverwaltungen die Träger für die Einrichtungen europaweit ausgeschrieben, was zu häufigen Trägerwechseln geführt habe. „Das ist nach meiner Ansicht kein gutes Verwaltungshandeln gewesen“, sagte die Diakoniedirektorin.
Bei der Bekämpfung des Wohnungsmangels fehle „der gemeinsam Push“, der wohl vom Regierenden Bürgermeister angestoßen werden müsste. „Der Grundkonflikt Berlins, dass sich die Bezirke und die Senatsverwaltungen gegenseitig lahmlegen, ist an dieser Stelle besonders fatal“, sagte Eschen, die am 27. Juni mit einem Gottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in den Ruhestand verabschiedet wird.
Sie ist seit 2014 Diakoniechefin für Berlin, Brandenburg und Ostsachsen. Die großen Themen für den Wohlfahrtsverband mit rund 52.000 Beschäftigten seien in dieser Zeit neben Obdach- und Wohnungslosigkeit der Kita-Ausbau und Kinderarmut gewesen, sagte Eschen: „Eine Kita ist ja ein wesentlicher Ort, um Kindern eine Zukunft zu geben, die wegen ihrer häuslichen Situation benachteiligt sind.“ Dafür habe sie sich sehr eingesetzt.
Auch die Angebote für Obdachlose hätten sich verbessert, sagte Eschen: „So wird die Kältehilfe als niedrigschwelliges Angebot von der Senatssozialverwaltung ohne Diskussion mitgetragen.“ Punkte wie die gesundheitliche Versorgung Obdachloser und deren Unterbringung in bezahlbarem Wohnraum blieben jedoch offen.
(epd)