07.03.2019
Angesichts von schrecklichen Kriegen und unmenschlichen Ideologien im vergangenen Jahrhundert würden heute Errungenschaften leichtfüßig mit Füßen getreten.
Berlin (epd). Berlins evangelischer Bischof Markus Dröge hat zum Beginn der Fastenzeit die Menschen zur Umkehr und zur Orientierung an biblischen Werten und Überzeugungen aufgerufen. Mit Blick auf aktuelle politische Entwicklungen sagte Dröge am Mittwoch in Berlin beim traditionellen Aschermittwoch der Künstler, "mein Herz ist zerrissen, wenn ich erlebe, wie leicht sicher geglaubte Gewissheiten, entstanden durch die historischen Erfahrungen des letzten Jahrhunderts, heute aufs Spiel gesetzt werden".
Angesichts von schrecklichen Kriegen und unmenschlichen Ideologien im vergangenen Jahrhundert würden heute Errungenschaften leichtfüßig mit Füßen getreten und "unbedacht um eines kurzfristigen eigennützigen Vorteils zur Disposition gestellt", sagte Dröge bei einer ökumenischen Vesper in der katholischen Gedenkkirche Maria Regina Martyrum. Die traditionelle Künstlerrede beim "Aschermittwoch der Künstler" wollte die Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff über den "Mummenschanz" in der Göttlichen Komödie von Dante halten.
Dröge kritisierte, gedankenlos würden "Verträge gelöst, Institutionen lächerlich gemacht und finanziell ausgehungert, die doch geschaffen worden sind, weil die Menschheit etwas verstanden hatte: Einen dauerhaften Frieden erreichen wir nur durch Zusammenarbeit, Verträge". Manchmal scheine es, "als wären die Menschen dieser Art des Friedens leid", stellte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz fest.
"Mein Herz ist zerrissen", so Dröge weiter mit Bezug auf einen Predigttext aus dem Buch des Propheten Joel im zweiten Kapitel, "wenn ich Menschen mit Argumenten nicht mehr erreiche, weil Fakten nicht wahrgenommen werden wollen, wenn es sich besser anfühlt, das empörte Gefühl einfach rauszulassen". Das gleich gelte, "wenn ich erlebe, dass Menschen Freiheit nicht mehr als großes Glück betrachten, sondern als Bürde, sich entscheiden zu müssen und sich sehnen nach einer starken Hand, die sie führt und dann den Verführern aufsitzen, die nicht sie, sondern nur sich selbst im Blick haben".