"Du sollst Dir (k)ein Bild machen"

25.02.2015

Ausstellungszyklus im Berliner Dom

Von Sigrid Hoff (epd)

 

Der Berliner Dom greift in einer bemerkenswerten Ausstellung die aktuelle Auseinandersetzung über Bilderverbote auf: Zwischen der Passionszeit und Pfingsten werden hierzu über 70 Kunstwerke von 50 Künstlern gezeigt. Das Spektrum ist breit.

 

26. Februar 2015. Berlin (epd). Im Dom, Berlins imposantester Kirche mit üppiger Ausstattung, werden Gottesdienste gefeiert wie gewohnt. Die Tauf- und Traukirche südlich des Hauptraums jedoch ist zum Ausstellungsraum mutiert: Die reich dekorierten Wände, Altar, Gemälde und Kandelaber sind hinter hohen, graugestrichenen Wänden verschwunden. Gleich gegenüber vom Eingang findet sich eine lilafarbene Neonschrift: "Du sollst dir kein Bild machen", das zweite Gebot in hebräischen Buchstaben.

 

An der Altarseite öffnet sich ein kleines Fenster wie ein Schrein, es zeigt eine aufgeschlagene alte Bibel mit Goldschnitt. Links daneben ist ein 30 mal 30 Zentimeter großes Kunstwerk, eine späte Arbeit von Luciano Fontana (1899-1968), in die Wand eingelassen: ein rosaroter Kunststoff, geteilt durch einen tiefen Schnitt in der Mitte, wie bei einer Wunde auseinanderklaffend, weckt sexuelle Assoziationen. Eine gewagte Inszenierung: "Die Frage ist, ob es eine Provokation ist oder eine Aufforderung zum Nachdenken", argumentiert Alexander Ochs, Kurator der Ausstellung im Berliner Dom.

 

Unter dem Titel "Du sollst dir (k)ein Bild machen" greift sie die aktuelle Auseinandersetzung über das Bilderverbot im Islam und im Judentum auf und bezieht auch den Bildersturm in Zeiten der Reformation mit ein. "Wir thematisieren unser eigenes Verhältnis zum Bild, aber wir stellen auch die Frage nach dem Verhältnis der monotheistischen Religionen zum Bild." Die vom Hauptstadtkulturfonds geförderte Schau, die von Sonntag an zu sehen ist, ist der Beitrag des Doms zum diesjährigen Thema der Lutherdekade "Reformation - Bibel und Bild".

 

Über die Zeitspanne von 106 Tagen, zwischen der Passionszeit und Pfingsten, werden über 70 Kunstwerke von 50 Künstlern gezeigt, von einer Elfenbeinskulptur aus dem elften Jahrhundert bis zur Gegenwartskunst. Es ist ein Ausstellungszyklus, der in zehn wechselnden Szenen auf die christlichen Feiertage reagiert und alte mit neuer Kunst, Profanes mit Sakralem kombiniert. Einige Kunstwerke bleiben fest installiert, andere treten für kürzere Zeiträume hinzu. Kurator ist der Berliner Galerist Alexander Ochs, bekannt wegen seines Engagements für den chinesischen Künstler-Dissidenten Ai Weiwei und zugleich Mitglied der Berliner Domgemeinde.

 

Mit der sehr persönlichen Auswahl der Kunstwerke begibt er sich auf eine Gratwanderung: Die Zusammenstellung der Kunstwerke jenseits eines kunsthistorischen Kanons lässt viel Raum für eigene Assoziationen. Der aktuelle Bezug stellt sich immer wieder ein. Etwa, wenn in der ersten Szene die gotische Holzskulptur einer Anna Selbdritt aus dem Bamberger Domschatz neben einer Fotoarbeit von Chester Higgins aus dem Jahr 1995 zu sehen ist, das Porträt einer tiefverschleierten dunkelhäutigen Muslima in New York, ein schmaler Schlitz in dem weißen Tuch gibt nur die Augen frei. Daneben sind Scherben einer über 2.000 Jahre alten Vase aus der Han-Dynastie aufgehäuft, eine Installation des chinesischen Künstlers Ai Weiwei, die auf den ideologisch motivierten Bildersturm in China verweist.

 

Zu den über den Zeitraum der Ausstellung gezeigten Kunstwerken gehören wenig bekannte Werke von Max Beckmann und Hans Arp bis zu Werken der Gegenwartskunst von Marina Abromovic, Ai Weiwei, Micha Ullmann und Daniel Richter.

 

Das Domkollegium habe seine Idee zu dem Bilderzyklus sehr offen aufgenommen, betont der Kurator. Für Dompredigerin Petra Zimmermann ist die Schau gerade vor dem Hintergrund des aktuellen Bildersturms mit Zerstörungen von Kirchen und Moscheen und in Zusammenhang mit den Anschlägen in Paris wichtig: "Ich habe den Eindruck, dass in den aktuellen Debatten, was ist eigentlich die Bedeutung der Religion, bei diesem Bildersturm zu kurz kommt."

 

Für die Kunst, das zeigt die Ausstellung, ist der Konflikt schon lange ein Thema. Das erste Kapitel dieses Bilderzyklus' ist ein vielversprechender Auftakt für die Auseinandersetzung damit.

 

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