Eine Mauer aus Licht

10. Juli 2014. Berlin (epd). Vor fünf Jahren fielen 1.000 Dominosteine, zum 25. Jahrestag sollen leuchtende Ballons den früheren Grenzverlauf in Berlin nachzeichnen. Von jedem soll dabei eine persönliche Botschaft ausgehen - denn jeder zweite Berliner hat die Mauer nie gesehen.

Mit einer sogenannten Lichtgrenze wird Berlin am 9. November an den Fall der Mauer vor 25 Jahren erinnern. Dazu sollen am Wochenende vom 7. bis 9. November rund 8.000 leuchtende Ballons den ehemaligen Grenzverlauf zwischen West- und Ost-Berlin nachzeichnen, sagte Senatssprecher Richard Meng am Donnerstag in der Bundeshauptstadt. Das Band aus mit Helium gefüllten weißen Ballons wird sich über eine Strecke von 15,3 Kilometern von der Bornholmer Brücke im Norden über Mauerpark, Brandenburger Tor, Potsdamer Platz und Checkpoint Charlie sowie East Side Gallery bis zur Oberbaumbrücke im Südosten ziehen.

Am Abend des historischen Datums sollen Ballonpaten die Lichtkegel an fünf zentralen Plätzen in den Himmel aufsteigen lassen, wie der Geschäftsführer der Kulturprojekte Berlin GmbH, Moritz van Dülmen, erläuterte. Dafür ist ein musikalischer Countdown durch die Staatskapelle Berlin mit Dirigent Daniel Barenboim vorgesehen. Das Spektakel soll unter anderem von der ARD live übertragen werden.

Die Lichtinstallation ist der Höhepunkt einer Reihe von Veranstaltungen rund um den 9. November. Begleitend zur Lichtgrenze soll es etwa eine Open-Air-Ausstellung geben. Weitere Veranstaltungen sind eine Gedenkandacht mit den beiden Berliner Bischöfen Markus Dröge und Rainer Maria Kardinal Woelki sowie die Eröffnung einer neuen Dauerausstellung mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in der Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße. Ferner wird es am Nachmittag einen Festakt im Konzerthaus am Gendarmenmarkt und am Abend ein Bürgerfest am Brandenburger Tor geben.

Auf der Internetseite www.berlin.de/Mauerfall 2014 wird ein umfassender Veranstaltungsüberblick in Deutsch und Englisch geboten. Die Veranstaltungen sollen nicht nur Gästen der Stadt, sondern auch den Berlinern selbst die Zeit der Teilung und die Folgen vor Augen führen. Schließlich habe jeder zweite heute in Berlin Lebende die Mauer nie gesehen, betonten Meng und van Dülmen. Viele seien nach der Wende zugezogen, ohne vorher in Berlin gewesen zu sein, oder zu jung für eigene Erinnerungen.

Für die zentrale Ballon-Aktion hat die Lotto-Stiftung Berlin 1,9 Millionen Euro zugesagt. Für jeden einzelnen der rund 8.000 Ballons soll dabei ab dem Spätsommer ein Pate gesucht werden. Dieser werde seinen Ballon mit einer eigenen speziellen Botschaft versehen, sagte Moritz van Dülmen.

Wie Tom Sello von der Robert-Havemann-Gesellschaft zur begleitenden Ausstellung "Mauergeschichten" erläuterte, seien derzeit rund 100 Ausstellungsmodule in einem Abstand von jeweils etwa 150 Metern geplant. Diese werden auch ganz persönliche Erinnerungen transportieren, etwa die eines Mannes, der nach Medienberichten über die Grenzeröffnung am Abend des 9. November die historischen Ereignisse auf der Bornholmer Brücke erlebte. Ziel sei, anhand von Geschichten einen Rückblick zu geben, sagte Sello. Dabei solle unterstrichen werden, dass es sich bei der deutschen Teilung nicht "um einen Spuk gehandelt hat, der mit einer Party beendet wurde", sondern dass Menschen mit ihrem ganzen Mut für die Beseitigung einer Diktatur gekämpft hätten.

Senatssprecher Meng sagte, der 9. November sei der «emotionalste Feiertag der Berliner». Zugleich stehe das Datum aber auch weltweit dafür, dass sich Mut und Bürgermut grenzüberschreitend auszahlten. Die Berliner Tourismus-Experten rechnen mit dem stärksten Besucher-Wochenende in einem November in der Geschichte der Stadt.