Eine neue Synagoge für Potsdam

26.06.2020

Die Brache hält sich hartnäckig im Stadtzentrum von Potsdam: Eine Synagoge für die jüdischen Gemeinden der Stadt soll dort gebaut werden. Doch seit Jahren erleidet das Projekt immer wieder Rückschläge. Nun startet ein neuer Versuch

Es sollte die erste neue Synagoge in Brandenburg nach der Schoa werden. Nun wird es vielleicht die dritte: In Potsdam wurde ein neuer Anlauf für den geplanten Synagogenbau im Stadtzentrum gestartet. Bereits 2005 wurde das Bauvorhaben im Staatsvertrag mit dem jüdischen Landesverband festgehalten. Doch der Baubeginn ist bisher vor allem an einer Kontroverse über die Gestaltung des Sakralbaus gescheitert. Die erste neue Synagoge in Brandenburg wurde deshalb 2015 in Cottbus eröffnet, in einer ehemaligen evangelischen Kirche.

In Potsdam wird seit langem um die Pläne für das jüdische Gotteshaus gerungen. Das Land will rund acht Millionen Euro für die Errichtung der Synagoge zur Verfügung stellen, das Grundstück dafür steht bereit. Es gab einen Architektenwettbewerb, um den Siegerentwurf drehen sich nun die Debatten.

Nach Kritik, er entspreche nicht den sakralen Anforderungen an ein jüdisches Gotteshaus, wurde er inzwischen verändert. 2018 wurde ein Vertrag geschlossen, Bauträger sollte das Land sein. Zwei der inzwischen sechs jüdischen Gemeinden der Stadt, die über die Jahre hinweg überwiegend im Zusammenhang mit der Kontroverse entstanden sind, waren mit im Boot.

Vor einigen Wochen sah es so aus, als ob es nun bald losgeht. "Kulturministerin Manja Schüle, Evgeni Kutikow, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Stadt Potsdam, Ud Joffe, Vorsitzender der Synagogengemeinde Potsdam, Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert und der Berliner Architekt Jost Haberland haben heute in Potsdam gemeinsam den Startschuss für den Bau der Synagoge Potsdam gegeben", verkündete das Ministerium am 24. April.

Die Synagoge solle nach der Fertigstellung von den beiden jüdischen Gemeinden gemeinsam als Israelitischer Kultusgemeindebund Potsdam betrieben werden, hieß es. Der aktuelle Entwurf für das Bauwerk werde von der großen Mehrheit der Jüdinnen und Juden in Potsdam unterstützt, betonte Ministerin Schüle. Die älteren Gemeindemitglieder sehnten sich nach der Synagoge. Baubeginn 2021, Fertigstellung 2023, hieß es.

Doch im Juni war alles schon wieder ganz anders: Die Jüdische Gemeinde Potsdam kündigte den Vertrag von 2018, nachdem die Benennung eines gemeinsamen Baubeauftragten gescheitert war. Kurz darauf kündigte auch das Land den Vertrag. Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) appellierte an die Beteiligten, "die jahrelange Blockade zu beenden".

Mitten im Konflikt um den Synagogenbau bewegt sich Ud Joffe. Der Vorsitzende der Synagogengemeinde, die vor einigen Jahren in Kritik an den Architektenplänen gegründet wurde, engagiert sich energisch für eine Gestaltung, die seinen ästhetischen Ansprüchen an einen jüdischen Sakralbau entspricht. "Ich bestehe auf einer traditionsbewussten Gestaltung", sagt Joffe. Dafür gebe es auch einvernehmliche Beschlüsse der Gemeinden. Die müssten nun umgesetzt werden.

Die Probleme hätten damit zu tun, dass nicht die jüdischen Gemeinden der Bauherr sind, sondern das Land, sagt der Dirigent und künstlerische Leiter mehrerer Potsdamer Musikensembles. Das Land nehme zu viel Einfluss. Und der Architektenvertrag gebe dem Architekten zu viele Kompetenzen, keine Kirchengemeinde würde sich das gefallen lassen. Der aktuelle Entwurf sei zwar "ein Schritt in die richtige Richtung", sagt Joffe. Aber es gebe noch Differenzen, zum Beispiel beim Thema Verzierungen.

Das Land will das Projekt nun auf eine andere Ebene heben. Ein neuer Bauvertrag werde angestrebt, erklärte Kulturministerin Schüle kürzlich: Mit den jüdischen Landesverbänden, von denen es inzwischen zwei gibt. Baubeginn 2021, Fertigstellung 2023. Die Potsdamer Gemeinden wären dann keine Vertragspartner mehr. Für Ud Joffe ist das ein Versuch, seine Gemeinde und ihn aus dem Projekt zu drängen.

Die zweite neue Synagoge in Brandenburg nach 1945 wird derweil längst gebaut - auf dem Campus der Universität Potsdam. Es sei wichtig, dass die jüdische Theologie und die beiden Rabbinerseminare dort auch mit einer Synagoge präsent sind, sagt der Rektor und Rabbiner Walter Homolka. Der moderne und lichtdurchflutete Raum mit rund 50 Plätzen verbinde "Denkmalschutz, Ästhetik und Zweckdienlichkeit in denkbar bester Weise". Seit 2018 wird der Gebetsraum gebaut, im Herbst soll er fertig sein.

(epd, Yvonne Jennerjahn)

https://synagogengemeinde-potsdam.de/
http://jg-potsdam.de/
https://www.juedischetheologie-unipotsdam.de/de/
https://www.abraham-geiger-kolleg.de/ 

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