"Erlebbar und fröhlich"

16.04.2015

Wie sich die Kirche auf der Bundesgartenschau zeigen will

Von Johannes Süßmann (epd)


Erstmals richten gleich fünf Orte in zwei Bundesländern die Bundesgartenschau aus. Das bietet auch den Kirchen viele Chancen, sich zu präsentieren. Und die nutzen sie: mit Blütenmeeren in Kirchen, prominenten Predigern - und Ketzern im Dom. 

14. April 2015. Rathenow/Havelberg (epd). Nackte Stahlträger schmiegen sich an die wuchtigen Säulen, daran sind schwere Scheinwerfer geschraubt. Wo eigentlich Kirchenbänke stehen sollten, prangt blanker, staubiger Stein. Die Havelberger Stadtkirche St. Laurentius - noch gleicht sie einer Baustelle. Doch in wenigen Tagen werden Beete, Blüten und Gestecke die frisch sanierte Kirche des 7.000-Seelen-Ortes in eine Blumenhalle verwandeln - und in eines der Herzstücke der diesjährigen Bundesgartenschau. 

Start ist am Samstag nach dem Eröffnungsgottesdienst im Dom St. Peter und Paul in Brandenburg an der Havel. In den folgenden 177 Tagen wird die BUGA aus weltlicher wie kirchlicher Sicht viel Besonderes bieten: Als erste ihrer Art findet sie nicht nur in einer Stadt, sondern an gleich fünf Orten in zwei Bundesländern statt - und damit auch in drei Kirchenkreisen. 

Über 80 Kilometer erstreckt sich die Region: von Havelberg als einzigem Standort in Sachsen-Anhalt über Sölln, Rathenow und Premnitz bis nach Brandenburg. Als zweites Highlight steht dort eine weitere Blumenhalle: die entweihte, ehemalige Klosterkirche St. Johannis. 

Ihr eigenen Projekte rund um die BUGA lässt sich die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz 500.000 Euro kosten. Geld fließt vor allem in die "Kirchenwege", die 85 Gotteshäuser entlang der fünf Orte verbinden - für Wanderer, Radler und Kanuten. "Wir laden die Menschen ein, aufs Land zu gehen und sich Dorf- und Stadtkirchen anzusehen", sagt BUGA-Pfarrer Thomas Zastrow, der alle Kirchen-Aktionen auf der Gartenschau koordiniert. 

Im beschaulichen Havelberg sind anfängliche Zweifel am Großprojekt inzwischen verflogen. Pfarrer Frank Städler rechnet angesichts der erwarteten 1,5 Millionen BUGA-Besucher zwar mit einer "Ausnahmesituation für Stadt und Gemeinde". Zugleich räumt er aber ein: "Die Sanierung der Stadtkirche hätten wir mit eigenen Mitteln nie so schnell geschafft." Den Großteil der 600.000 Euro gab das Land Sachsen-Anhalt. 

BUGA-Programm gibt es auch im zehn Gehminuten entfernten Dom St. Marien. Zusammen mit St. Peter und Paul ist der Backsteinbau eines der Wahrzeichen der BUGA - mit Kreuzgang und kunstvoll verziertem Lettner aus dem 15. Jahrhundert. Die Steinbarriere trennte einst Priester und Laien voneinander. 

Bis zum Ende der BUGA am 11. Oktober werden im Dom zehn prominente Geistliche predigen, darunter die Landesbischöfe Markus Dröge und Ilse Junkermann sowie die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann. Jeden Nachmittag um 15 Uhr gibt es 20 Minuten Orgelmusik. 

Dazu zeigt der Leipziger Künstler Lutz Friedel im Dom seine Ausstellung "Köpfe und Ketzer"; die rund zwei Dutzend Eichenholz-Skulpturen grüßen von der Empore und zieren ein Seitenschiff. Die Interpretation der Werke überlässt Friedel indes dem Publikum: "Wenn die Besucher keine Pflanzen mehr sehen können, kommen sie hier in den Dom und sehen sich Kunst an", sagt er und lächelt. 

Auch im 40 Kilometer entfernten Rathenow kommen BUGA und Kirche zusammen. Vom gut 50 Meter hohen Turm der St.-Marien-Andreas-Kirche von 1190 ist der Blick frei auf die "S"-förmige Fußgängerbrücke über die Havel; der BUGA-bedingte Neubau verbindet Innenstadt und Gartenschau-Gelände. 

Wer die Brücke überquert, wird haarscharf am alten Friedhof vorbeigeleitet - eigentlich. "Wir werden aber versuchen, ein wenig umzuleiten, allein schon wegen der Ausstellungen", sagt Eva Lehmann von der Evangelischen Gemeinde. Sie betreut die vielen Kunstprojekte im alten Torhaus auf dem idyllischen Waldfriedhof mit seinen Baumriesen und verwitternden Sandsteinmälern. 

Hinter dem Friedhof wartet ein Pavillon aus violett getünchten Baumstämmen, darunter ein paar schlichte Holzbänke. Hier und an vier weiteren Orten werden rund 100 Ehrenamtliche jeden Tag Mittagsandachten halten - insgesamt 885 Stück. "Ohne Ökumene wäre das kaum machbar", sagt Zastrow. 

Zudem gibt es jede Woche eine "Bunte Gartenkirche" mit Bühnen, Musik und Prominenten, die über ihre Gedanken zum Thema Gemeinde reden. "Das wird wie ein kleiner Kirchentag", freut sich Zastrow. Ganze Gemeinden hätten sich angemeldet, die Bläser oder Chöre mitbringen, "mit bis zu 80 Leuten". Die Kirchen, da ist sich der Pfarrer sicher, werden auf der BUGA "ansprechbar, erlebbar und fröhlich" sein.

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