Erste ständige "Körperwelten"-Ausstellung öffnet in Berlin

17.02.2015

Grusel-Show mit plastinierten Leichen oder Lehrwerkstatt für Anatomie und ein gesünderes Leben?

17. Februar 2015. Berlin (epd). Nach monatelangem Tauziehen eröffnet das "Menschen Museum" des Leichen-Plastinators Gunther von Hagens am Mittwoch in Berlin. Direkt unter dem Berliner Fernsehturm sind künftig an sieben Tagen die Woche rund 20 Ganzkörperplastinate in unterschiedlichen Posen und etwa 200 Teilkörperplastinate von verschiedenen Organen, Knochen und Geweben zu sehen. Die Ausstellung trägt den Titel "Facetten des Lebens". Auf 1.200 Quadratmetern Ausstellungsfläche widmen sich Kapitel verschiedenen Körperfunktionen und Themen menschlichen Verhaltens.

 

Vorangegangen war eine juristische Auseinandersetzung mit dem zuständigen Berliner Bezirk Mitte. Der will unter Verweis auf das Berliner Bestattungsgesetz die Präsentation von Leichen und Leichenteilen verbieten. Das Verwaltungsgericht hat das Verbot zunächst abgewendet. Jetzt muss die nächste Instanz über die Berufung des Bezirkes entscheiden. Wann das sein wird, steht bislang noch nicht fest.

 

Der Bestattungsrechtsexperte Torsten Barthel hält es sogar für möglich, dass letztlich das Bundesverfassungsgericht sich mit dem "Menschen Museum" beschäftigen wird. Wenn einzelne Gerichte eine Liberalisierung des Bestattungsrechtes befürworten und die Berliner Ausstellung als verfassungsgemäß ansehen, dann könne dies Bedeutung für alle Bundesländer haben, sagte Barthel dem RBB.

 

Hagens Ehefrau und Ausstellungs-Kuratorin Angelina Whalley sagte bei der Präsentation am Dienstag, Ziel der Dauerausstellung sei es, zum Nachdenken anzustoßen und Aspekte des Menschseins zu verdeutlichen. Der Plastinator wurde durch seine "Körperwelten"-Ausstellungen bekannt, die seit 20 Jahren weltweit zu sehen sind und bislang nach Angaben von Whalley mehr als 40 Millionen Besucher angezogen haben.

 

Mit Blick auf die Kritik vonseiten der evangelischen Kirche und Wissenschaftsvereinigungen sagte Whalley weiter, ihr gehe es nicht um Provokation. Deshalb werde beispielsweise auch nicht das in früheren Sonderausstellungen zu sehende Paar beim Geschlechtsverkehr präsentiert. Die Körperteile stammen den Angaben zufolge von freiwilligen "Körperspendern", die zu Lebzeiten ihre Leiche von Hagens Heidelberger Institut für Plastination zur Verfügung gestellt haben.

 

Die Pfarrerin der benachbarten Berliner Marienkirche, Cordula Machoni, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), sie halte den von den Ausstellungs-Machern bemühten Aspekt der wissenschaftlichen Aufklärung aufgrund der Posen, in denen die Leichname gezeigt werden, für vorgeschoben. "Den Körperwelten-Machern geht es doch eher um Show und ums Geschäftemachen", sagte Machoni.

 

In der ersten ständigen Ausstellung sind unter anderem als Ganzkörperplastinate eine Bogenschützin, ein Skateboarder, eine Balkenturnerin und ein sich umarmendes Paar zu sehen. Die Schau suggeriere, "dass der Körper, den wir als Lebende haben, auch nach dem Tod fortbestehe", kritisierte Machoni. "Das widerspricht unserer christlichen Überzeugung. Wer tote Menschen in Gesten zeigt, die Leben suggerieren, blendet die Realität des Todes aus. Eine Auseinandersetzung mit dem Tod findet hier nicht statt." Die evangelische Kirche ruft anlässlich der Museumseröffnung am Abend des Aschermittwochs zu einer Trauerprozession auf.

 

 

 

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