Garnisonkirchen-Stiftung wird nicht aufgelöst

16. September 2014. Potsdam (epd). Die Stiftung für den Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche wird wie erwartet nicht aufgelöst. Das Kuratorium habe einen Antrag des Potsdamer Oberbürgermeisters Jann Jakobs (SPD) zur Auflösung der Stiftung am Montag abgelehnt, teilte die Stiftung im Anschluss in Potsdam mit. Die Bürgerinitiative gegen die Garnisonkirche kritisierte die Entscheidung scharf und warf dem Kuratorium vor, "die Stadt in Geiselhaft" zu nehmen.

Jakobs habe "sich keinerlei Mühen gemacht, den Auftrag des Bürgerbegehrens ernsthaft zu verfolgen", obwohl er laut Beschluss des Stadtparlaments alle rechtlich zulässigen Möglichkeiten ausschöpfen müsse, um die Stiftung aufzulösen, erklärte die Bürgerinitiative. Der Oberbürgermeister stufe die Treuepflicht gegenüber einer kirchlichen Stiftung mit seinem Verhalten höher ein als die Treuepflicht gegenüber der Potsdamer Bürgerschaft. Die Bürgerinitiative erwäge deshalb nun, die Kommunalaufsicht einzuschalten.

Das Potsdamer Stadtparlament hatte Jakobs im Juli mit der Annahme eines Bürgerbegehrens gegen die Garnisonkirche verpflichtet, sich um die Auflösung zu bemühen. Das Bürgerbegehren wurde übernommen, weil sich die große Mehrheit der Stadtverordneten bei der Abstimmung enthielt. Damit wurde ein weit aussagekräftigerer Bürgerentscheid verhindert, der auf eine Ablehnung des Bürgerbegehrens gefolgt wäre. Jakobs selbst unterstützt den geplanten Wiederaufbau und ist als Vertreter der Stadt Mitglied des elfköpfigen Kuratoriums.

Die Stiftung halte weiter an den Bauplänen fest, betonte das Kuratorium. Der neue Unterstützeraufruf für die Garnisonkirche auf der in der vergangenen Woche gestarteten Internetseite sei bereits von rund 1.300 Menschen unterzeichnet worden. Mit dem Anfang September veröffentlichten Aufruf hat die Stiftung auf den Appell "Christen brauchen keine Garnisonkirche" von Kritikern des Projekts reagiert, der inzwischen von mehr als 400 Menschen unterzeichnet wurde.

Stiftung und Fördergesellschaft würden nun in den nächsten Wochen zusätzliche Anstrengungen unternehmen, um den Bürgerinnen und Bürgern der Landeshauptstadt und anderen Interessierten die Möglichkeit zu Informationen, Gesprächen, Kommentaren und eigener Meinungsbildung zu eröffnen, hieß es weiter. Der Vorstand sei vom Kuratorium beauftragt worden, dafür bis Mitte Oktober ein Programm und Formen des Bürgerdialogs zu erarbeiten.

Dafür stünden bereits Angebote wie die Ausstellung zur Geschichte der Garnisonkirche in der Nagelkreuzkapelle am historischen Standort und die neue Studie "Pflugscharen zu Schwertern - Schwerter zu Pflugscharen" über die Garnisonkirche im 20. Jahrhundert zur Verfügung. Im Herbst soll zudem eine Internetseite als Wissensspeicher, Online-Ausstellung und Anleitung für ein Planspiel für Jugendgruppen zur Geschichte der Garnisonkirche in der DDR freigeschaltet werden, hieß es weiter.

Die Bürgerinitiative "Potsdam ohne Garnisonkirche" hatte im Frühjahr mehr als 14.000 gültige Unterschriften gegen den Wiederaufbau der Kirche gesammelt. Damit sprachen sich innerhalb von rund dreieinhalb Monaten fast elf Prozent der Wahlberechtigten gegen das Projekt aus. Die Bürgerinitiative hätte ein Jahr Zeit gehabt, um Unterschriften für das Bürgerbegehren zu sammeln.