11.10.2019
In Reaktion auf den Anschlag in Halle lädt das "House of One" am Freitag um 12 Uhr zu einem multireligiösen Friedensgebet ein. Auch Bischof Dröge wird dabei sein und ein Gebet sprechen.
Nach dem rechtsextremen Anschlag auf eine Synagoge in Halle mit zwei Toten lädt das Berliner "House of One" gemeinsam mit der Evangelischen Kirchengemeinde St. Petri-St. Marien am Freitagmittag um 12 Uhr zu einem multireligiösen Friedensgebet in die Marienkirche am Alexanderplatz ein. Als "Zeichen der Verbundenheit" werde zudem das Glockenspiel der Berliner Parochialkirche von Freitag an täglich um neun Uhr eine Melodie aus dem jüdischen Morgengebet "Adon olam" (Ewiger Herr) spielen, kündigte das "House of One" am Donnerstag in der Hauptstadt an.
"Wenn jemand angegriffen wird, müssen wir zusammenhalten und diejenigen unterstützen", erklärte Präsidiumsmitglied Imam Kadir Sanci: "Unsere Demokratie muss jeden Tag - und jetzt noch einmal besonders - gestärkt und verteidigt werden." Es schockiert ihn, dass diese Angriffe auf wehrlose Betenden kein Ende nehmen. "Im Gegenteil: Sie kommen näher, jetzt auch zu uns nach Deutschland, nach Halle", sagte Sanci. Gestern sei die jüdische Gemeinschaft das Ziel gewesen, morgen seien es vielleicht Muslime oder andere. Das müsse jedem klarwerden.
Der Berliner Bischof Markus Dröge schrieb am Donnerstag in einem Brief an den Präsidenten des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, er wünsche sich, dass das Attentat die jüdischen Gemeinden nicht daran zweifeln lasse, "wie viele Menschen in unserem Land und in der evangelischen Kirche an Ihrer Seite stehen". Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) werde sich auch weiterhin gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Menschenverachtung einsetzen.
Im sachsen-anhaltischen Halle waren am Mittwoch während eines Gottesdienstes zum jüdischen Feiertag Jom Kippur in der Nähe einer Synagoge zwei Menschen erschossen worden. Der Täter soll versucht haben, in die Synagoge einzudringen, was aber misslang. Am frühen Nachmittag wurde Stephan B. festgenommen. Laut Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) ist von einem antisemitischen Motiv und einem rechtsextremistischen Hintergrund auszugehen. Die Generalbundesanwaltschaft spricht von Terror.
(epd)