Kirchenpräsidenten: Christlicher Glaube motiviert zu achtsamem Umgang

02.11.2020

Die Feier des Reformationstages am 31. Oktober stand im Zeichen der anschwellenden Corona-Pandemie. Leitende Geistliche erklärten, dass der christliche Glaube aus Fürsorge für andere zur Selbstbeschränkung motiviere.

Die evangelischen Kirchen haben am Samstag die Feier des Reformationstages zur Coronakrise und anderen aktuellen Fragen in Beziehung gesetzt. Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung wies auf die tröstende Wirkung des christlichen Glaubens in Krisen hin. Bei einem aus der Mainzer Christuskirche ohne Gemeinde im Internet übertragenen Gottesdienst sagte er laut Pressestelle, dass der Glaube "kein Schutzschild, kein Impfstoff gegen Krankheiten sei". Dagegen könne er Kraft geben, "in Spannungen und Anspannungen, in Sorgen und Angst nicht zu zerbrechen". Zugleich motiviere er, "die Vernunft einzusetzen und in einem guten, helfenden Sinn füreinander da zu sein".

Die evangelische Präsidentin des geplanten dritten Ökumenischen Kirchentags 2021 in Frankfurt am Main und Präsidentin des Bundesgerichtshofes in Karlsruhe, Bettina Limperg, machte in der Mainzer Festveranstaltung laut Manuskript auf eine positive Folge der Corona-Pandemie aufmerksam: "Wann je ist über Freiheit, über Verantwortung, über Gemeinschaft und Vereinzelung, über den Wert des Lebens so intensiv gesprochen und gestritten worden?" Dies sei ein "Hoffnungszeichen über diese schwierigen nächsten Monate hinaus" und könne die Themenstellung des bevorstehenden Ökumenischen Kirchentag bestimmen. Limperg bekräftigte, dass die Organisatoren an der Veranstaltung festhalten wollten.

Der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad rief dazu auf, sich von gesellschaftlichen Zwängen zu befreien. Viele Menschen litten unter Leistungsansprüchen und Schönheitsidealen, sagte Schad bei seiner Predigt im saarländischen Homburg. "Sie werden dadurch krank, brennen aus oder fallen in Depressionen." Genau so sei es dem Reformator Martin Luther vor über 500 Jahren ergangen, sagte Schad. Aus Angst vor dem Jüngsten Gericht habe er immer wieder versucht, die Gebote Gottes zu befolgen, um sich Gottes Gnade zu verdienen. An diesen hohen Ansprüchen sei er gescheitert und in tiefe Verzweiflung verfallen.

Beim Lesen der biblischen Texte habe Luther schließlich erkannt, dass der Weg zum Heil nicht über die Erfüllung hoher Ansprüche führe, sagte Schad. Vor Gott sei der Mensch nicht durch seine Werke gerechtfertigt, sondern alleine durch seinen Glauben. "Wir verdanken uns alle Gott, der uns grundlos und unverdient liebt." Diese Erkenntnis schenke den Christen große innere Freiheit. Aus dieser Freiheit heraus könnten auch die Einschränkungen in der Corona-Krise bewältigt werden. Die Selbstbeschränkung in der Krise sei keine Unterwerfung, sondern diene dem Wohl der Mitmenschen. Der achtsame Umgang mit Risiken und der Schutz von Gesundheit und Leben werde für die Kirche weiterhin oberste Priorität haben.

In der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck rief die Pröpstin des Sprengels Hanau-Hersfeld, Sabine Kropf-Brandau, dazu auf, Haltung zu zeigen. In einem von der ARD übertragenen Fernsehgottesdienst aus der Bad Hersfelder Stadtkirche ermutigte sie in einer gemeinsam mit Gemeindepfarrer Frank-Nico Jaeger gehaltenen Predigt, nicht zu schweigen, wenn menschenverachtende Ungerechtigkeit zum Himmel schreie. Dazu gehöre, herabwürdigenden Stammtischparolen zu widersprechen. Zum Haltung zeigen gehöre in der jetzigen Situation auch, Distanz zu wahren und an Weihnachten vielleicht auf liebgewordene Rituale zu verzichten, sagte sie. Jeder Einzelne müsse Verantwortung übernehmen.

Am 31. Oktober erinnern Protestanten in aller Welt an den Beginn der Reformation und die Gründung der evangelischen Kirche vor über 500 Jahren. Am Tag vor Allerheiligen 1517 brachte der Mönch und Theologieprofessor Martin Luther seine 95 Thesen zu Ablass und Buße in Umlauf. Der Überlieferung nach soll er seine Ideen in lateinischer Sprache auch an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg angeschlagen haben, um eine akademische Diskussion auszulösen. Damit leitete Luther die Reformation der Kirche ein.

(epd)

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