Kuppelkreuz auf Berliner Stadtschloss sorgt für Debatte

27.05.2020

Mit dem Anbringen der Kuppellaterne samt Kreuz steht das Berliner Schloss vor seiner baulichen Vollendung. Der Wiederaufbau folgte weitgehend dem historischen Vorbild. Für Kritik sorgte zwischenzeitlich die Rekonstruktion der christlichen Symbolik.

Mit der Rekonstruktion der Kuppel des Berliner Schlosses ist die Debatte über historische Bauelemente, Inschriften und Symbole neu entflammt. Die Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss hat die für Freitag geplante Montage von Laterne und Kreuz auf der Kuppel genutzt, um unter der Fragestellung "Was soll das? Das Kreuz auf dem Humboldt Forum" in einem umfangreichen Dossier unterschiedliche Stimmen zu Wort kommen zu lassen.

Darin betont etwa Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland: "Das Kreuz auf der Kuppel gehört als kulturelles und historisches Erbe dazu und ich empfinde dabei kein Gefühl des Störens, zumal man diesen Kontext nicht verschleiern oder zwanghaft abschaffen soll." Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) erklärte, das zur Rekonstruktion dazugehörige Kreuz sei ein markantes Zeichen - und eine Einladung zur Diskussion: "Das Kreuz als Symbol für das Christentum steht für Nächstenliebe, Freiheit, Weltoffenheit und Toleranz." Dies entspreche der "Grundhaltung des Humboldt Forums" als "Forum der Verständigung" im gleichberechtigten Dialog der Weltkulturen.

Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) sieht dagegen mit Kreuz und Inschrift auf der Kuppel eine "'Überschrift' über dem Humboldt Forum, die ich als falsches Signal empfinde". Das Kreuz sei "ein eindeutig religiöses Zeichen, seine Inhalte klar definiert". Seine Alleinstellung konterkariere "nahezu alles, was wir mit dem Humboldt Forum wollen: Zeigen, wie mehrdeutig, vielfältig, verschlungener, breiter und tiefer unsere Wurzeln tatsächlich sind".

Christoph Markschies, Dekan der Theologische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin, und designierter Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, erklärte, "als historisch denkender Mensch bin ich dankbar dafür, dass man die Aufgabe der Wiedererrichtung der Fassaden kunsthistorisch wie denkmalpflegerisch ernst genommen hat". Allerdings analysiere er heute "die Laientheologie" des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV., "die in der Kuppel Mitte des 19. Jahrhunderts ihren Ausdruck als bedeutendes Kunstwerk findet", wie viele andere Zeugnisse der Christentumsgeschichte "mit erheblicher Distanz". Der Streit um das Kreuz könne aber "Katalysator notwendiger Debatten unserer Gesellschaft sein", etwa über die Rolle von Religion: "Insofern freue ich mich über das Kreuz auf der Kuppel."

Der frühere Bundestagspräsident und bekennende Katholik, Wolfgang Thierse (SPD), geht davon aus, dass niemand das Kreuz auf der Kuppel "noch ernsthaft als Triumphzeichen missverstehen" werde, "auch wenn es einmal das Zeichen einer Thronreligion gewesen ist". Das Kreuz sei als religiöses Zeichen "Versinnbildlichung von Leid und Heil, von Opfer und Erlösung". Als solches Zeichen "wirkte und wirkt es weit übers Christentum hinaus, ist es Teil einer globalen und auch säkularen Kultur und Geschichte geworden und geblieben", sagte Thierse, der auch Mitglied im Stiftungsrat der Stiftung Humboldt Forum ist.

Der evangelische Theologe Richard Schröder und Vorsitzende des Fördervereins Berliner Schloss erklärte, "heute leben wir in einer postchristlichen Gesellschaft". Diese Herkunft unsichtbar machen zu wollen, sei aber "trotzdem keine gute Idee": "Das behindert den interkulturellen Dialog, der davon lebt, dass die Teilnehmer ihre Herkünfte mitbringen und ansprechen. Es gibt viele Kulturen und Sprachen. Keiner zugehören zu wollen macht kulturlos und sprachlos."

Die Berliner Mitbegründerin einer liberalen Moscheegemeinde und Frauenrechtlerin Seyran Ates, betonte, ein "Verzicht auf das Kreuz, im Interesse einer religiös-multikulturellen Gesellschaft, wäre geradezu eine Verleugnung der Geschichte des Ortes und des Gebäudes. Ein Bewusstsein für die eigene Geschichte mit all ihren Widersprüchen verdient stets den Vorrang, vor falscher Rücksichtnahme", so Ates.

(epd)

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