01.07.2014
Die allgemeine Pluralisierung in der evangelischen genauso wie in der katholischen Kirche darf nicht einzelnen Führungspersönlichkeiten angelastet werden.
1. Juli 2014. Berlin/Halle (epd). Der Kirchenhistoriker Christoph Markschies hat mit Blick auf den Rückzug des EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider vor übertriebenen Erwartungen an Kirchenleitungen gewarnt. Die allgemeine Pluralisierung in der evangelischen genauso wie in der katholischen Kirche dürfe nicht einzelnen Führungspersönlichkeiten angelastet werden, sagte der Berliner Theologieprofessor der in Halle erscheinenden «Mitteldeutschen Zeitung» (Dienstagsausgabe). So sei Kardinal Reinhard Marx auch nicht dafür verantwortlich, «wenn der Chor der katholischen Bischöfe gelegentlich sehr vielstimmig singt».
Das größte Problem für Schneiders Nachfolger sei, in einer Mediengesellschaft mit wenig Raum für lange Sätze den christlichen Glauben so zu formulieren, dass Nichtglaubende erreicht werden, ohne ins Flache und Nichtssagende abzugleiten, sagte Markschies. Am besten wäre eine Kombination der Qualitäten seiner Vorgänger, ergänzte Markschies. Dies wären die Gelassenheit von Manfred Kock, die visionäre Kraft von Wolfgang Huber, das freundliche Auftreten von Schneider und die Gabe Margot Käßmanns, Menschen außerhalb der traditionellen kirchlichen Formen anzusprechen.
Schneider hatte am Montag überraschend seinen Rücktritt für November angekündigt, um seiner an Krebs erkrankten Frau Anne beizustehen. Über seine Nachfolge wird die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland bei ihrer Jahrestagung in Dresden entscheiden, die vom 9. bis 12. November stattfindet.
Die größte Baustelle für die EKD und ihren Ratsvorsitzenden sei, das 500. Reformationsjubiläums 2017 in einer Weise zu begehen, dass auch die Katholiken «fröhlich mitfeiern können» und dass davon gesamtgesellschaftliche Wirkung ausgeht, sagte Markschies.