Potsdamer Gedenkstätte zeigt Ausstellung zu Stasi-Haft

11.08.2021

Knapp 5.700 Menschen waren in der DDR im Potsdamer "Lindenhotel" inhaftiert. Mindestens 3.700 der Stasi-Untersuchungshäftlinge bekamen Gefängnisstrafen. 60 Jahre nach dem Mauerbau informiert die Gedenkstätte darüber mit einer neuen Ausstellung.

Zum 60. Jahrestag des Baus der Berliner Mauer zeigt die Potsdamer Gedenkstätte Lindenstraße eine Sonderausstellung über die Repressionen, die in der DDR auf den 13. August 1961 folgten. Die Ausstellung „1961. Mauerbau und Geheimpolizei im Bezirk Potsdam“ im ehemaligen Potsdamer Untersuchungsgefängnis der Stasi informiert über Formen und Ausmaß der politischen Verfolgung. Sie wird am Donnerstagabend eröffnet und bis zum 31. Dezember gezeigt.

Für das Jahr 1961 werden dort Strukturen, Untersuchungshäftlinge und hauptamtliches Personal des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) im DDR-Bezirk Potsdam vorgestellt. Dabei würden unter anderem Gefängnisleiter als berufliche Quereinsteiger, für die der Mauerbau eine Karrierechance gewesen sei, Häftlingen gegenübergestellt, die der Mauerbau ins Gefängnis brachte, sagte der Historiker und Kurator Sebastian Stude am Mittwoch in Potsdam. Ziel sei, diese Beziehungsverhältnisse deutlich zu machen.

Nach dem Mauerbau am 13. August 1961 seien allein bis zum Jahresende 129 Menschen in der Lindenstraße inhaftiert worden, mehr als im gesamten Vorjahr, heißt es in der Ausstellung. Darunter seien 17 Frauen und 19 Bundesbürger gewesen. Den Untersuchungshäftlingen seien vor allem „staatsgefährdende Propaganda und Hetze“, Grenz- und Fluchtdelikte vorgeworfen worden.

Karl-August Halle aus Minden in Westfalen, Jahrgang 1936, Architekturstudent in West-Berlin, war einer von ihnen. Im Abschlussbericht der Stasi-Bezirksverwaltung Potsdam vom 2. Dezember 1961 heißt es, Halle habe die „politischen und ökonomischen Grundlagen der Deutschen Demokratischen Republik angegriffen, indem er nach den Schutzmaßnahmen der Regierung der DDR vom 13.8.1961 den von den Bonner Ultras organisierten modernen Menschenhandel“ unterstützte. Er wird wegen Fluchthilfe zu 26 Monaten Haft verurteilt.

Die kleine Ausstellung in einem Raum, aus dem der Blick durch vergitterte Fenster auf andere vergitterte Fenster geht, nimmt den Mauerbau auch zum Ausgangspunkt, um komprimiert die Geschichte der Potsdamer Stasi-Untersuchungshaftanstalt zu erzählen. Die meisten Informationen verbergen sich in der Medienstation, die noch erweitert werden soll.

Dort werden zum Auftakt 16 Biografien vorgestellt, Fotos und Dokumente gezeigt, Hintergrundinformationen geliefert und Fragen beantwortet: Aus welchen Bevölkerungsgruppen die Häftlinge kamen, wann es die meisten Inhaftierungen und ob es Fluchtversuche gab. Die meisten Häftlinge seien zwischen 17 und 35 Jahre alt gewesen, heißt es dort. Einer der jüngsten sei ein 14-jähriger Schüler aus Zehdenick gewesen, der 1972 wegen „ungesetzlichem Grenzübertritt“ inhaftiert und zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde. Auch 146 Mitglieder der SED seien in der Lindenstraße in Untersuchungshaft gewesen.

Als besonderes Begleitmaterial hat die Gedenkstätte ein Comic-Buch veröffentlicht, in dem drei biografische DDR-Fluchtgeschichten nachgezeichnet sind. „Wir wollen vor allem ein junges Publikum erreichen“, sagt Stude. Besucherinnen und Besucher bekommen das Buch kostenlos zum regulären Eintrittspreis dazu.

(epd)

Info
Die Ausstellung wird am Donnerstag, dem 12. August, um 17.30 Uhr eröffnet und ist bis zum 31. Dezember zu sehen. Die Gedenkstätte ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet zwei Euro, ermäßigt einen Euro.

www.gedenkstaette-lindenstrasse.de

 

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