Pro und Kontra: Sollen AfD-Vertreter beim Kirchentag sprechen?

22.05.2017

Auch die Organisatoren des evangelischen Kirchentags hat diese Frage beschäftigt. Im Ergebnis der Abwägungen wird die Vorsitzende der Bundesvereinigung "Christen in der AfD", Anette Schultner, am 25. Mai an einer Podiumsdiskussion mit dem Berliner Landesbischof Markus Dröge und der Publizistin Liane Bednarz teilnehmen.

Berlin (epd). Mit der AfD sprechen oder nicht? Auch die Organisatoren des evangelischen Kirchentags, der vom 24. bis zum 28. Mai in Berlin und Wittenberg stattfindet, hat diese Frage beschäftigt. Im Ergebnis der Abwägungen wird die Vorsitzende der Bundesvereinigung "Christen in der AfD", Anette Schultner, am 25. Mai an einer Podiumsdiskussion mit dem Berliner Landesbischof Markus Dröge und der Publizistin Liane Bednarz teilnehmen. Thema: "Christen in der AfD?" Anders hatte das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) entschieden, der zum 100. Katholikentag im Mai vergangenen Jahres in Leipzig das AfD-Spitzenpersonal ausdrücklich von allen Podien ausgeladen hatte.

Gegen die Kirchentagsveranstaltung mit AfD-Politikerin Schultner regt sich Protest: Eine Initiative hat im Internet Unterschriften gesammelt und das Präsidium des Potestantentreffens aufgefordert, die Einladung zu überdenken. Der Evangelische Pressedienst (epd) stellt die Argumente gegenüber:   

 PRO:

Laut einem Beschluss vom September vergangenen Jahres versteht sich der Kirchentag als ein offenes Forum für faire Debatten über aktuelle Themen in Kirche und Gesellschaft.

"Wir schließen beim Kirchentag nicht generell Parteien aus", sagt Kirchentagspräsidentin Christina Aus der Au. "Wir verfolgen das Dialogprinzip", ergänzt Kirchentagssprecherin Sirkka Jendis. Jendis verweist auf den Beschluss des Kirchentagspräsidiums, worin es heißt, dass "niemand wegen seines Parteibuchs ein- oder ausgeladen" werde. Vortragende auf Kirchentagspodien seien dort wegen ihrer fachlichen Kompetenz, nicht wegen ihrer Gruppenzugehörigkeit.

Präsidentin Aus der Au sagt: "Wir wollen nicht über, sondern mit den Menschen reden." Anette Schultner als Vorsitzende der Bundesvereinigung "Christen in der AfD" sei die Gesprächspartnerin, mit der man sich auseinandersetze.

"Nicht eingeladen wird, wer sich rassistisch äußert", heißt es jedoch auch im Beschluss. Auch wolle man niemandem eine Bühne bieten, der "Äußerungen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit" verbreite - unabhängig davon, ob dies in offiziellen Statements oder in Sozialen Netzwerken geschehe. Die AfD wird in dem Präsidiumsbeschluss nicht explizit genannt.

Auch die Generalsekretärin des Kirchentags, Ellen Ueberschär, verteidigt die Entscheidung. "Wir grenzen Andersdenkende nicht aus", sagt sie. Zwar wolle man keine Wahlkampfunterstützung für die AfD leisten, doch solle auch vermieden werden, dass sich Vertreter der Partei als Opfer stilisierten.

 KONTRA:

Zwar sei ein Dialog mit AfD-Mitgliedern wichtig, doch dies solle in Gemeinden oder Kirchenkreisen geschehen, nicht bei einer Podiumsdiskussion auf dem bundesweit beachteten Kirchentag, heißt es in der Online-Petition gegen die Einladung der AfD-Funktionärin Anette Schultner. Mit ihrer Unterschriftensammlung im Internet fordert die Initiative "Keine AfD auf dem Evangelischen Kirchentag" das Präsidium des Kirchentags dazu auf, die Einladung zu überdenken.

"Der Kirchentag darf im Vorfeld der Bundestagswahl nicht zu einem Ort werden, wo solche Positionen ein Forum bekommen", heißt es in der Petition. "Im besten Fall" komme es zum bloßen Austausch von Positionen, doch in jedem Fall biete eine solche Veranstaltung eine Bühne für rechte Propaganda. Der Kirchentag solle ein Forum für theologische und sozialethische Diskussionen bleiben und nicht als Wahlkampfveranstaltung instrumentalisiert werden. Schon jetzt "feiert die Partei die Einladung als politischen Sieg".

Bereits heute würden rassistische, menschenfeindliche Äußerungen, die noch vor wenigen Jahren gesellschaftlich geächtet waren, ungeniert und öffentlich ausgesprochen. Dieser Entwicklung sollten sich Christen "auf allen Ebenen entschlossen und konsequent entgegenstellen".

Schultner sei Funktionsträgerin einer Partei, "die sich nicht eindeutig und klar von nationalsozialistischem Gedankengut und antisemitischer Hetze abgrenzt". Sie unterstütze ein Programm, das "dem Kern und den Grundüberzeugungen der Evangelischen Theologie und Sozialethik widerspricht".

Den Einwand, es würden keine Parteien, sondern Menschen eingeladen, weist die Initiative zurück. Schultner sei kein unbeschriebenes Blatt: Sie sei seit der Gründungsphase Mitglied der AfD.

Von Elisa Makowski (epd)


Internet
Beschluss des Kirchentags: http://u.epd.de/qku
Internet-Petition: http://u.epd.de/qhr
www.kirchentag.de
www.ekbo.de
Christen in der AfD: www.chrafd.de

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