06.02.2021
Die Räumung eines Obdachlosencamps in der Rummelsburger Bucht in der Nacht zum Samstag ist auf Protest gestoßen. Am Samstagmittag versammelten sich rund 40 Menschen an der Berliner Kynaststraße nahe dem Ostkreuz zu einer Spontandemonstration. Sie warfen dem Bezirk vor, mit der Aktion Obdachlose um ihre Habe und zusätzlich in Gefahr zu bringen. Die Protestaktion verlief friedlich und ohne Störungen.
Bewohner hätten etwa nicht mehr ihre persönlichen Wertsachen aus dem Camp holen können, sagte die Anmelderin der Spontandemonstration. Während die kälteste Woche des Jahres bevorstehe, nähmen Polizei und Politik den Ärmsten der Armen ihre Unterkunft, Feuerstellen und Besitz weg.
Die Aktivistin kritisierte außerdem, dass zuwenig Übersetzer für die häufig nicht Deutsch sprechenden Obdachlosen vor Ort gewesen seien. Bewohner des Camps, die erst am späten Abend zu ihrer Unterkunft zurückkehrten, sei nicht klar gewesen, wohin sie gebracht werden sollen. Einige hätten sich daher geweigert, in die bereitstehenden Busse einzusteigen. Inzwischen sei der Zugang zum Gelände gar nicht mehr möglich.
Der Lichtenberger Sozialstadtrat Kevin Hönicke (SPD) wies die Vorwürfe zurück. Schon seit Freitagnachmittag seien Sozialarbeiter und Übersetzer vor Ort gewesen, die den Menschen geholfen hätten. Auch hätten die Bewohner durchaus persönliche Dinge mitnehmen können, zum Teil sogar per Lastwagen. Zwang sei nicht ausgeübt worden, sagte Hönicke.
Wegen der erwarteten Extremwetterlage in den nächsten Tagen versucht Berlin, so viele Obdachlose wie möglich von der Straße zu holen.
(epd)