SPD-Fraktionschef will Lehrstuhl für islamische Theologie in Berlin

23. Januar 2015. Berlin (epd). Mit seinem Wunsch nach einem Staatsvertrag mit den muslimischen Gemeinden in Berlin strebt der SPD-Fraktionschef im Abgeordnetenhaus, Raed Saleh, auch einen Lehrstuhl für islamische Theologie in der Bundeshauptstadt an. Imame, die hier unterrichteten, sollten auch hier ausgebildet werden, sagte Saleh der "Berliner Zeitung" (Freitagsausgabe). "Ich möchte keine Import-Imame mehr, die deutschen Kindern mit muslimischem Glauben den Islam erklären, den sie ganz woanders studiert haben", erklärte der SPD-Politiker. Lehrstühle für islamische Theologie gibt es in Deutschland bereits, in Berlin aber noch nicht.

Die Berliner SPD-Fraktion wollte am Freitag zu einer Klausurtagung in Leipzig zusammenkommen. Saleh äußerte sich im Interview zuversichtlich, dass sie am Sonnabend beschließt, in Berlin einen Staatsvertrag mit der muslimischen Gemeinschaft anzustreben. Der SPD-Politiker sagte zudem, er glaube nicht, dass sich die CDU dagegen aussprechen werde. SPD und CDU regieren in Berlin in einer großen Koalition.

Staatsverträge, wie sie in Deutschland mit den Kirchen und der jüdischen Gemeinschaft seit langem existieren, sind mit Muslimen noch eine Seltenheit. Verträge gibt es in Hamburg und Bremen. Saleh selbst hatte solch einen Vertrag nun auch für Berlin angeregt.

Der Fraktionschef betonte, dazu gehöre ein ausdrückliches Bekenntnis zu dem im Grundgesetz garantierten Werten, "inklusive der Gleichberechtigung von Männern und Frauen". Er hoffe, dass hierzulande "eine Art europäischer Islam" entsteht. "Der Islam passt sich immer an die regionalen Traditionen an, er ist anders in Indonesien als in Malaysia und als in Marokko", sagte Saleh. Zur Etablierung eines deutschen oder europäischen Islam trügen auch Lehrstühle für die Imam-Ausbildung bei