08.01.2022
Der evangelische Berliner Bischof Christian Stäblein hat gelbe Sterne bei Protesten gegen die Corona-Maßnahmen als „unerträgliche Verharmlosung der nationalsozialistischen Verbrechen“ bezeichnet. Auf diese Weise würden Jüdinnen und Juden erneut zu Opfern gemacht, sagte Stäblein am Samstag im RBB-Hörfunk. Die scheinbare Solidarisierung mit den Erfahrungen von Juden durch gelbe Sterne, die sie von 1941 an in Deutschland tragen mussten, bezeichnete er als „besonders perfide“. Deren Erfahrungen ließen sich niemals vergleichen, erst recht nicht mit Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie, betonte der Bischof.
Stäblein warf denjenigen, die gelbe Sterne bei den Protesten einsetzen, einen „Missbrauch von Symbolen“ vor. Auseinandersetzungen um die richtigen Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie seien ein wichtiges Merkmal unserer Gesellschaft. Zu der Debatte könne aber „um der Wahrheit, um unserer jüdischen Geschwister, um der Opfer und um unserer offenen, demokratischen Gesellschaft willen“ nicht die Verharmlosung des Holocaust gehören.
Der Berliner Bischof erinnerte in diesem Zusammenhang an den bevorstehenden 80. Jahrestag der Wannsee-Konferenz. Am 20. Januar 1942 kamen hochrangige Vertreter des nationalsozialistischen Regimes am Berliner Wannsee zusammen, um über die Deportation und Ermordung der Jüdinnen und Juden Europas zu sprechen. Stäblein betonte die Monstrosität des dabei geplanten „größten industriellen, von staatlicher Seite durchgeführten Massenmordes“.
(epd)