Stiftung Garnisonkirche rechnet mit 80.000 Besuchern jährlich

Die Stiftung Garnisonkirche in Potsdam rechnet mit bis zu 80.000 touristischen Besuchern pro Jahr in dem wiederaufgebauten Kirchturm. Die künftigen Eintrittspreise sollen sich an den Eintrittspreisen von anderen Türmen und Sehenswürdigkeiten in der Stadt orientieren, sagte Kommunikationsvorstand Wieland Eschenburg bei der Vorstellung eines ersten Nutzungskonzeptes am Freitag in Potsdam. Eröffnen soll der für 40,5 Millionen Euro wiedererrichtete barocke Kirchturm im Sommer 2022. Die evangelische Kirche will das Bauwerk zudem für Friedens- und Versöhnungsarbeit nutzen.

Die Besucher soll der künftig 88 Meter hohe barocke Turm anlocken, von dem man auf einer Aussichtsplattform in etwa 60 Meter Höhe über Stadt und Land blicken kann. Neben Aussichtsplattform, einer Terrasse und einem Cafe erwarten die Besucher im Sockel des Turms eine Ausstellung zur wechselvollen Geschichte der Kirche sowie weiterführende Bildungsangebote, sagte der Theologische Vorstand Martin Vogel: "Die Touristen sollen sich mit der Geschichte der Kirche beschäftigen."

Dafür wird es auf den insgesamt 1.200 Quadratmetern Gesamtfläche auch Seminarräume und eine Mediathek geben. Die von 1730 bis 1735 errichtete Barockkirche war unter anderem preußische Militärkirche und erlangte unrühmliche Bekanntheit durch den von den Nationalsozialisten inszenierten Handschlag zwischen Reichspräsident Paul von Hindenburg und Adolf Hitler vor der Kirche am "Tag von Potsdam" am 21. März 1933.

Konzeptionell werde die Stiftung den "Dreiklang von Geschichte erinnern, Verantwortung lernen, Versöhnung leben" verfolgen, sagte Vogel. Entsprechende Ausstellungs- und Bildungskonzepte würden derzeit von der Ausstellungskuratorin Maria Schultz und der Erziehungswissenschaftlerin Hana Hlaskova entwickelt. Hlaskova war zuletzt als Bildungsreferentin bei der Brandenburger Diktaturbeauftragten tätig und davor unter anderem am Menschenrechtszentrum Cottbus.

Einen ersten Hinweis darauf, dass es sich bei dem künftigen Turm nicht nur um eine Sehenswürdigkeit handelt, soll schon eine umlaufende Inschrift im Sandsteinsockel des Bauwerks geben. Dort wird der Bibelvers Lukas 1,79 "Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens" zitiert - in Deutsch, Englisch, Französisch, Polnisch und Russisch.

Wie es nach Fertigstellung des Turms 2022 mit einem möglichen Wiederaufbau des Kirchenschiffs weitergeht, ist laut Stiftung noch völlig offen. "Wir halten aber daran fest, die Fläche, die uns gehört, bebauen zu wollen. Ob originalgetreu oder nicht, das werden wir sehen", sagte Vorstand Eschenburg. Bislang steht auf dem Gelände ein Gebäudeteil eines ehemaligen DDR-Rechenzentrums, das heute von Künstlern genutzt wird. Bis 2023 hat die Stiftung zugesagt, das Gebäude zu dulden. "Wir haben gerade mit dem Turm genug zu tun", sagte Martin Vogel: "Das Kirchenschiff hat auf unserer Agenda nicht Priorität."

Die evangelische Garnisonkirche wurde bei einem alliierten Luftangriff auf den Potsdamer Hauptbahnhof 1945 weitgehend zerstört. Die Ruine des Kirchenschiffs und der beschädigte Turm wurden 1968 in der DDR abgerissen. Seit 2017 wird der neue Turm am historischen Standort errichtet. Das Bauprojekt ist wegen der Geschichte der Kirche in Potsdam umstritten.

(epd)

www.garnisonkirche-potsdam.de