30.09.2021
Berlin (epd). Behinderten Kindern und Jugendlichen ist in Heimen und Kliniken in der Bundesrepublik und in der DDR vielfaches Leid und Unrecht zugefügt worden. Zu diesem Ergebnis kommt eine wissenschaftliche Untersuchung im Auftrag der Bundesregierung, die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. Die Behörden hätten bei den Kontrollen überwiegend versagt, bilanziert die Studie, die an der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität koordiniert wurde. Zudem hätten die Gesellschaften beider Länder der Situation von behinderten und psychisch kranken Kindern überwiegend gleichgültig gegenüber gestanden.
Erst ab den 1970er Jahren habe sich in der Bundesrepublik die Betreuung verbessert und seien die Reformbemühungen auch von kirchlichen Einrichtungen in der DDR aufgegriffen worden. In staatlichen Heimen und Kliniken habe sich dagegen bis zum Ende der DDR wenig verbessert.
Die Forscherinnen und Forscher fanden alle Formen körperlicher und psychischer Gewalt im Umgang mit den Kindern und Jugendlichen. Kliniken und Heime seien schlecht ausgestattet, das Personal häufig überfordert und die Ruhigstellung der Kinder durch Medikamente vielfach üblich gewesen. In einigen Einrichtungen seien auch Medikamente an den Kindern getestet worden. Eine angemessene Förderung der behinderten Kinder habe es kaum gegeben.
Untersucht wurden den Angaben zufolge 17 Behindertenheime und psychiatrische Kliniken für Kinder und Jugendliche in der Bundesrepublik und der DDR. Die Einrichtungen waren in öffentlicher, katholischer oder evangelischer Trägerschaft.