Tafeln stoßen an ihre Grenzen

26.05.2014

Verband kritisiert zunehmende Spaltung in Arm und Reich.

26. Mai 2014. Berlin (epd). Jahr für Jahr werden in Deutschland neue Tafeln eröffnet. Sie versorgen bedürftige Menschen mit gespendeten Lebensmitteln. Kein Grund zum feiern, meint der Bundesverband der Tafeln - im Gegenteil.

 

"Die Tafeln sind eine Kompassnadel für gesellschaftliche Entwicklungen. Bei uns wird die Not der Menschen sichtbar", sagt Jochen Brühl, Vorsitzender des Bundesverbandes der Tafels. Und es werden immer mehr, die auf die Lebensmittel von einer der aktuell 919 Tafeln in deutschen Städten und Gemeinden angewiesen sind. Brühl spricht von rund 1,5 Millionen Bedürftigen, die sich regelmäßig an einer der Ausgabestellen in die Schlange stellen. Allerdings stammt die Zahl aus dem Jahr 2007, im September sollen neue Zahlen vorgestellt werden.

 

Auf seiner Jahresbilanzpressekonferenz am Montag in Berlin zeigte sich der Verband allerdings alarmiert: "Es entsetzt uns, dass immer mehr Menschen von Armut betroffen sind, obwohl Deutschlands Wirtschaftszahlen gut sind", betonte Brühl. Armut und Armutsbedrohung seien weiter in der Gesellschaft verbreitet als die Bundesregierung in ihrem Armuts- und Reichtumsbericht vermittle.

 

So beobachten die Tafeln, wie sich ihr Kundenstamm verändert. Neben Hartz-IV-Empfängern kommen zunehmend auch Menschen, die Arbeit haben: Alleinerziehende und ihre Kinder, prekär Beschäftigte und Teilzeitkräfte. "Altersarmut ist damit vorprogrammiert", sagte Brühl. Unter den Bedürftigen sind auch immer mehr Studierende, Asylbewerber und EU-Zuwanderer. Viele Tafeln seien damit im vergangenen Jahr an ihre Grenzen gestoßen, heißt es.

 

Hinzu kommt, dass die Nutzerzahlen vielerorts stärker steigen als die Lebensmittelspenden. Dies führe in manchen Regionen vor allem Ostdeutschlands zu Versorgungsengpässen bei den Tafeln: Schuld daran seien einerseits die höhere Zahl von Bedürftigen durch Arbeitslosigkeit und auf der anderen Seite die geringere Anzahl an Lebensmittelspendern wie etwa Discountern und anderen Betrieben. Der Bundesverband versucht diese "Mangelregionen" wie etwa Mecklenburg-Vorpommern bevorzugt mit Großspenden zu versorgen.

 

Im vergangenen Jahr nahm der Bundesverband rund 4,6 Millionen Euro an Geldspenden ein, und damit 1,4 Millionen Euro mehr als im Jahr davor. Das lag an einer einmaligen Spendenaktion des Norddeutschen Rundfunks im Dezember letzten Jahres, erklärte Schatzmeister Willy Wagenblast. Rund 1,1 Millionen Euro spendeten Lidl-Kunden im Rahmen des Pfandspendenprojekts.

 

Die Menge der an den Verband gespendeten Lebensmittel und Waren des täglichen Bedarfs sei im Vergleich zum Vorjahr etwa konstant geblieben, hieß es weiter. Insgesamt waren 2013 für die Logistik allein des Bundesverbandes mit den Lebensmittel- und Sachspenden rund 600 Lkw im gesamten Bundesgebiet unterwegs.

 

Vor Ort stützt sich die Tafel-Bewegung auf derzeit rund 60.000 freiwillige Helfer. Fast zwei Drittel (60 Prozent) der Tafeln sind dabei in Trägerschaft von Diakonie, Caritas, Deutsches Rotes Kreuz, Arbeiterwohlfahrt und anderen gemeinnützigen Organisationen. Die übrigen sind als Verein organisiert. Ausgabestellen sind oftmals Kirchengemeinden. Allein im vergangenen Jahr, dem 20. Jahr seit Gründung der ersten Tafel 1993, sind zehn neue lokale Tafeln ins Leben gerufen worden.

 

Im Vorfeld des 20. Bundestafeltreffen vom 5. bis 7. Juni in Wiesbaden zu dem rund 800 Teilnehmer erwartet werden, forderte Brühl Konsequenzen aus der zunehmenden Spaltung in Arm und Reich: "Die Politik darf sich nicht auf dem freiwilligen Engagement der Zivilgesellschaft ausruhen." Die Tafeln könnten Armut nur lindern, aber nicht ihre Ursachen bekämpfen. "Das ist Aufgabe des Sozialstaates." Zum Tafeltreffen in Wiesbaden wird auch der für Ernährung und Landwirtschaft zuständige Bundesminister Christian Schmidt (CSU) erwartet.

 

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