Theologe Herche ruft zu Dialog zwischen Polen und Deutschen auf

Berlin/Görlitz (epd). Zwischen Deutschen und zugezogenen Polen in Brandenburg und Sachsen herrscht nach Aussage des evangelischen Görlitzer Generalsuperintendenten Martin Herche oft eine große Fremdheit. Dem müsse auch angesichts der wachsenden Zahl von Polen auf der deutschen Seite der Grenze mit mehr Dialog begegnet werden, sagte Herche am Freitag in Berlin. Das Miteinander sei bislang stark von Deutschen geprägt, die Polen seien eher "die Reagierenden". Polnische Anliegen müssten deshalb stärker in Gespräche miteinbezogen werden.

Von polnischer Seite werde die Oder mitunter auch als "Grenze zu den Ungläubigen" gesehen, sagte Herche. So seien auch evangelische Traditionen für traditionell katholisch geprägte Polen oft sehr fremd. Deshalb sei ein Dialog nötig, der das gegenseitige Gefühl dafür schaffe, dass Katholiken und Protestanten beides Christen seien. Einen Beitrag dazu könne auch das "Oekumenische Europa-Centrum" in Frankfurt an der Oder leisten, das mit seinem konfessions- und grenzüberschreitenden Ansatz "eine hervorragende Institution" sei.

 Wenn Vertrauen gewachsen sei, werde es auch möglich, über kritische und sensible Fragen ins Gespräch zu kommen, sagte Herche. Mitunter würden nach Aussage von Experten vor Ort auch liberale Polen auf der polnischen Seite von Oder und Neiße, die sich für Flüchtlinge engagieren, von sehr konservativen Polen aus Deutschland unter Druck gesetzt.

 Derzeit steige die Zahl der Polen, die nach Deutschland ziehen, weiter an, sagte Herche. So würden jedes Jahr rund 500 Polen nach Görlitz ziehen, im märkischen Landkreis Teltow-Fläming lebten inzwischen mehr als 3.000 Polen.