Theologe: Straße nicht den Rechtsextremisten überlassen

10. Dezember 2014. Bielefeld/Berlin (epd). Ein stärkeres öffentliches Auftreten der Kirchen gegen Rechtsextremismus fordert der Berliner Theologe Christian Staffa. "Man darf den Rechtsextremen nicht die Straße überlassen", sagte der evangelische Theologe von der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremisus der in Bielefeld erscheinenden evangelischen Wochenzeitung "Unsere Kirche". Mit dem Gewinn der Straße wachse das Selbstbewusstsein Rechten. "Und das darf nicht passieren".

Bei Demonstrationen seien "wir Kirchenleute zwar traditionell ein bisschen zurückhaltend", erklärte Staffa. Es gebe aber durchaus positive Beispiele, "wie sich Christen aktiv an Demonstrationen gegen Rechts beteiligt haben".

Rechtsextreme versuchten zunehmend über bestimmte Themen wie Homosexualität oder Christenverfolgung konservative Christen anzusprechen, erklärte der Studienleiter für Demokratische Kultur und Kirche an der Evangelischen Akademie Berlin. Diesen Themen sei von liberaleren Theologen viel zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet worden und so den Konservativen überlassen worden, räumte Staffa ein. Vorurteile gegenüber Asylbewerbern gebe es auch unter Christen. Dabei sei das Gebot der "Nächstenliebe" eigentlich ein Gebot der "Fernstenliebe". Leider funktioniere das bei Christen "nicht wirklich gut".

Mission der Kirche müsse es sein, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus "langfristig und nachhaltig zurückzudrängen", unterstrich der Theologe. Dazu sei beispielsweise Bildungsarbeit nötig. In Kirchengemeinden dürften zudem keine hauptamtlichen Mitarbeiter oder ehrenamtliche Mitglieder der Gemeindeleitung mit einer geschlossenen rechtsextremen Einstellung geduldet werden. Mit Blick auf steigende Flüchtlingszahlen plädierte Staffa dafür, dass die Kirchen gemeinsam mit anderen gesellschaftlichen Akteuren ein Konzept für eine offene Gesellschaft entwickeln sollten.