14.07.2021
Die Kirchen müssen sich nach Überzeugung der evangelischen Berliner Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein stärker in die Gesellschaft hinein öffnen. Kirchen müssten zu einem „echten Zentrum werden, auch für das Gemeinwesen“, sagte die Theologin am Mittwoch im RBB-Inforadio. Sie seien „gute Orte“, die mit ganz unterschiedlichen Angeboten stärker zugänglich gemacht werden müssten. Wenn dies gelinge, sei auch mit Blick auf anhaltende Kirchenaustritte „schon viel gewonnen“.
Viele Menschen kehrten den Kirchen wegen der Missbrauchsskandale den Rücken, sagte Trautwein: „Das ist die eine und ganz schreckliche Geschichte.“ Viele Menschen hätten jedoch auch die Verbindung zur Kirche verloren und wüssten nicht, was sie von der Kirche haben und weshalb sie Mitglied bleiben sollten. „Die Verbindung fehlt“, sagte die Generalsuperintendentin: „Und die müssen wir wieder stärken.“
Der christliche Glaube stehe für Gemeinschaft in Liebe zu den Menschen und zur Schöpfung, betonte Trautwein. Die Kraft dieser Botschaft müsse stärker in der Gesellschaft weitergegeben werden. „Liebe kann man alleine nicht leben, dazu braucht man Gemeinschaft“, sagte die Theologin: „Die Kirche hält da ganz viel vor.“
Dies reiche von spirituellen Fragen bis hin zu Angeboten für Kinder, Jugendliche und ältere Menschen. In einer Gesellschaft, in der Einsamkeit zunehme und Individualität hoch bewertet werde, sei es wichtig, für Gemeinschaft zu sorgen. Ein Beispiel dafür sei die Genezarethkirche in Berlin-Neukölln als Zentrum mit Segensbüro, Aufenthaltsmöglichkeiten für Künstler, Co-Working-Space und Café.
(epd)