17.12.2020
Berlin (epd). Der Bundesverband evangelische Behindertenhilfe (BeB) hat in der Debatte um eine mögliche Triage bei Covid-19-Patienten gesetzliche Vorgaben zum Schutz von Menschen mit Behinderung gefordert. Der Bundestag müsse sich mit der Verteilung knapp werdender intensivmedizinischer Ressourcen im Rahmen der Pandemie beschäftigen, erklärte der Verbandsvorsitzende, Pfarrer Frank Stefan, am Donnerstag in Berlin.
Es dürfe auf keinen Fall dazu kommen, dass menschliches Lebens bewertet und gegeneinander aufgewogen wird. "Der Staat muss alle erdenklichen Präventionsmaßnahmen ergreifen, um der Pandemie zu begegnen. Dies ist bisher nicht ausreichend geschehen", betonte Stefan. Sollte es trotzdem zu Engpässen bei der medizinischen Versorgung kommen, müsse der Bundestag nach Abwägung der rechtlichen, medizinischen und ethischen Aspekte einen gesetzlichen Rahmen zur Rechtssicherheit aller Beteiligten schaffen: "Die Interessen der Menschen mit Behinderung sind dabei unbedingt zu berücksichtigen." Dafür sei auch deren Anhörung zwingend.
Karsten Isaack, Vorsitzender des BeB-Beirates, erklärte: "Wir Menschen mit Behinderung oder psychischer Erkrankung erleben, dass wir in Arztpraxen oder im Krankenhaus nicht immer behandelt werden können." Spezifische Angebote zur gesundheitlichen Versorgung gebe es viel zu selten. "Wie soll dann eine Triage diskriminierungsfrei ablaufen", fragte Isaack und forderte "verantwortungsvolles Handeln der Politik". Der Bundesverband evangelische Behindertenhilfe ist nach eigenen Angaben ein Zusammenschluss von mehr als 600 evangelischen Einrichtungen.