Welthumanistentag wird schulfrei in Berlin

8. Dezember 2014. Berlin (epd). Berliner Schüler aus humanistischen Elternhäusern bekommen künftig zum Welthumanistentag am 21. Juni schulfrei. Entsprechend der Regelungen für religiöse Feiertage sei der Welthumanistentag in die neue Ausführungsvorschrift (AV) Schulbesuchspflicht aufgenommen worden, teilte die Senatsbildungsverwaltung am Montag in Berlin mit. Damit können sich ab dem kommenden Schuljahr humanistische Schülerinnen und Schüler auf Antrag beurlauben lassen, "zur Pflege ihrer Feiertagskultur", wie es heißt.

"Der Welthumanistentag soll humanistischen Schülerinnen und Schülern die Gelegenheit geben, über den Zusammenhalt und das Miteinander in unserer Gesellschaft nachzudenken und ihre Feierkultur zu pflegen", erklärte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD). Die neue Regelung geht nach Angaben der Bildungsverwaltung auf einen Antrag des Humanistischen Verbandes Deutschlands (HVD) zurück.  Der Tag gilt, wie die freien Tage aus religiösen Gründen, als unterrichtsfreier Tag und nicht als Fehltag. Die Beurlaubung setze allerdings die Zugehörigkeit zu einer Weltanschauungsgesellschaft voraus, so die Schulverwaltung.

Die Entscheidung ist offenbar auch vor dem Hintergrund steigender Teilnehmerzahlen an dem Fach Lebenskunde gefallen. Der vom Humanistischen Verband verantwortete Unterricht als Gegenentwurf zum Religionsunterricht der Kirchen wird nach Angaben der Bildungsverwaltung in diesem Schuljahr bereits von 55.689 Schülerinnen und Schüler besucht. Das sind rund 11.000 mehr als noch vor sieben Jahren.

Der Welthumanistentag am 21. Juni wurde 1986 in Oslo von der Internationalen Humanistischen und Ethischen Union (IHEU) als Feiertag ausgerufen. Er solle dazu dienen, das Bewusstsein für die Bedeutung von humanistischen Ideen und Überzeugungen zu verbessern, wie es heißt. Noch im Jahr 2013 war eine Berliner Mutter vor dem Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg damit gescheitert, ihren Sohn an diesem Tag offiziell vom Unterricht befreien zu dürfen. In seiner Begründung bezog sich das Gericht unter anderem auf das Fehlen des Tages in der Ausführungsvorschrift der Berliner Schulverwaltung. Nach Angaben des Humanistischen Verbandes wird der Welthumanistentag weltweit von etwa fünf Millionen Humanisten als Feiertag begangen.